Braucht den Vergleich mit den großen Wiener Orchestern nicht zu scheuen: Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich mit Yutaka Sado

Foto: Udo Titz

Der Zyklus von Tod und Wiederauferstehung – ein auch in der hiesigen Parteienlandschaft fallweise zu beobachtendes Phänomen – stellt die Rahmenhandlung von Mahlers zweiter Symphonie dar. Mit energischer Kraft, wild und dynamisch wie eine Raubkatze gingen die tiefen Streicher des Niederösterreichischen Tonkünstler-Orchesters am Sonntagnachmittag die Sechzehntelaufgänge und mit ihnen Mahlers Großwerk an.

Gedimmte Dramatik

In ähnlich überzeugender, mitreißender Weise agierte das ganze Orchester in weiterer Folge in dem anforderungsreichen, kräfteraubenden Parcours der Emotionen, den der fantastische Realist Gustav Mahler in seinem eineinhalbstündigen Werk vorgezeichnet hat.

Da spannte sich im Kopfsatz ein Bogen von majestätischer Größe und Opulenz über kammermusikalische Feinheit bis zu klammer Agonie. Bewundernswert auch die Fähigkeit von Yutaka Sado für die Gestaltung von Übergängen: wie feinfühlig der 58-Jährige Fahrt herausnimmt, die Dramatik dimmt, das Tempo beruhigt.

Agile Sinnlichkeit

Am Ende von Sados vierter Saison als Chefdirigent präsentierte sich das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich als ein dynamischer, agil und sinnlich musizierender Klangkörper, der den Vergleich mit den zwei großen Wiener Orchestern nicht zu scheuen braucht und partiell sogar gewinnt.

Und wenn der Japaner nach den schlichten Soli von Elisabeth Kulman und Daniela Fally und mithilfe des engagierten Slowakischen Philharmonischen Chors im Musikverein auch ein atemberaubendes Finale zuwege brachte: Auf politischem Gebiet könnten sich Auferstehungen jedweder Art in der nächsten Zeit bitte trotzdem in Grenzen halten. Jubel. (Stefan Ender, 19.5.2019)