Querschnittgelähmte verlieren nicht nur Bewegungsfähigkeit und Gefühl in den Beinen. Sie kämpfen oft auch mit Begleiterscheinungen wie Druckgeschwüren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Schweizer Forschungsteam hat eine neue, nicht-invasive Therapie entwickelt, welche die Lebensqualität für Querschnittgelähmte verbessern soll. Dank dieser konnten sich zwei Patienten autonomer bewegen und ihren Gesundheitszustand verbessern.

Kernstück des Verfahrens, das die Wissenschafter vom Alberto Santos Dumont Association for Research Support (AASDAP) in Brasilien vor kurzem im Fachblatt "Scientific Reports" vorstellten, ist eine Hirn-Computer-Schnittstelle. Das System misst per Elektroenzephalogramm (EEG) die Hirnaktivitätsmuster und übersetzt sie in Bewegungsabsichten.

Per Elektrostimlation

Per Elektrostimulation werden anschließend die entsprechenden Muskelgruppen in den Beinen angeregt. Die Position ihrer Beine im Raum nehmen die Patienten dabei über Vibrationselemente an den Armen wahr, sodass sie ihre Beine nicht im Auge behalten müssen.

Durch Training lernten die beiden querschnittgelähmten Probanden mit dem System zu gehen – allerdings mithilfe einer Halterung, die rund zwei Drittel ihres Körpergewichts stützte und eines Rollators zur Stabilisierung. Nach einiger Zeit gelang es beiden Probanden, sich mit relativ großer Autonomie zu bewegen. Dies verbesserte ihr Muskelvolumen und stärkte ihr Herz-Kreislauf-System. Bei einem der Patienten habe sich auch die motorische Funktion verbessert, so die EPFL. "Unserer Hypothese nach könnten einige Nervenfasern die Rückenmarksverletzung überlebt haben, aber jahrelang inaktiv gewesen sein", wurde Solaiman Shokur von der AASDAP zitiert. (red, 20.5.2019)