Mena Massoud gehört in Hollywood zu den vielversprechendsten Aufsteigern. Als neuer "Aladdin" ist er eine Topbesetzung.

Daniel Smith

Der Dschinni kann (fast) alles. Als größte Macht im Universum erfüllt der Flaschengeist jedem drei Wünsche, der an seiner Wunderlampe reibt. Nur die Liebe kann er nicht herbeizaubern. Im Falle von Aladdin, der ganz unverhofft in den Magie-Genuss des Dschinnis kommt, ist das auch gar nicht nötig. Schon beim ersten Treffen mit der schönen Jasmin wissen beide, dass sie füreinander bestimmt sind.

Als Tochter des Sultans von Agrabah darf sie jedoch nur einen Prinzen heiraten – und Aladdin bestreitet als Straßendieb seinen Alltag. Dass es trotzdem zum Happy End für die beiden kommt, dürfte nicht nur Kenner des Animationsfilms klar sein. Für die Realverfilmung, die sich in weiten Teilen an die Fassung von 1992 hält, haben der Autor John August und der Regisseur Guy Ritchie dem Disney-Klassiker einige zeitgemäße Neuerungen verpasst. Die finden sich vor allem im Score: Mit Will Smith als Flaschengeist wurden Neuaufnahmen der Originallieder eingespielt. Alan Menken komponierte für Jasmin (Naomi Scott) die Ballade "Speechless", einen Song, der bereits die Merchandise-Maschinerie um singende Puppen bereichert.

Mena Massoud in der Hauptrolle

Ein weiteres Zeichen der Zeit: Der größte Wunsch der Prinzessin liegt nun nicht mehr nur darin, einen Mann ihrer Wahl heiraten zu dürfen. Sie will auch selbst als Sultan herrschen. Ihr an die Seite gestellt wird mit Nasim Pedrad (bekannt aus "Saturday Night Live") die Magd Dalia, die dem Dschinni schöne Augen macht. Ja, sogar der Flaschengeist darf sich 27 Jahre später verlieben. Und mit Mena Massoud als Aladdin wurde ein sympathischer Hauptdarsteller gefunden, der bereits als Newcomer Hollywoods aufgebaut wird.

Smith und Pedrad bleiben das einzige komische Pärchen im Film. Der machtbesessene Dschafar (Marwan Kenzari) und der ernste Sultan (Navid Negahban) haben ihre Schrulligkeit aus dem Animationsfilm verloren. Auch die tierischen, realanimierten Sidekicks Papagei Jago, Affe Abu und Tiger Rajah spielen in der Neuauflage eine eher untergeordnete Rolle.

Walt Disney Studios

Umso spektakulärer fallen dafür die Verwandlungs- und Zauberkünste des Dschinnis aus, die sogar die 3D-Technologie vergessen lassen. Dazu setzt Ritchie gekonnt seine charakteristischen Beschleunigungseffekte und Slow-Motion-Technik ein. Jasmin beschert er mit ihrem Gesang gegen das Schweigen damit einen besonderen Moment.

Ob das opulente Abenteuermärchen schon Kinder ab sechs Jahren in seinen Bann zieht, sei dahingestellt. Viel eher dürfte es jene verzaubern, die bereits 1992 der Geschichte aus Tausendundeiner Nacht verfallen sind.

Dazu tragen vor allem die drei Hauptdarsteller Scott, Massoud und Smith bei, Letzterer ist ein durchaus würdiger Nachfolger für Robin Williams als Dschinni. Mit der Neukomposition "Speechless" versucht man bei Disney wohl den Staub der letzten Jahre abzuklopfen. Jedenfalls ist ihre Welt um eine wirkungsträchtige Ballade reicher. (Katharina Stöger, 21.5.2019)