Die gemeinnützigen Bauvereinigungen haben neues Personal im Vorstand. Im Bild eine Anlage der Salzburg Wohnbau ("Freiraum Gneis") in der Stadt Salzburg.

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Bernd Rießland ist neuer Obmann, er folgte Karl Wurm ins Amt nach.

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Herwig Pernsteiner ist nun stellvertretender Verbandsobmann, als Nachfolger von Alfred Graf.

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Fast drei Jahrzehnte lang hat Karl Wurm die Geschicke des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) gelenkt. Auf dem Verbandstag am Dienstag und Mittwoch wurde ihm dafür ausführlich gedankt, unter anderem mit einer umfangreichen Festschrift mit dem Titel "Wohnungsgemeinnützigkeit in Recht, Wirtschaft und Gesellschaft".

Im letzten von 32 Fachbeiträgen in dem Werk blickt Wurms einstimmig gewählter Nachfolger als Verbandsobmann, Bernd Rießland, ein wenig in die Zukunft des österreichischen Systems der Wohnungsgemeinnützigkeit und schlägt die Einführung einer "alternativen WGG-Miete" vor – speziell für Wohnhäuser von Gemeinnützigen, die ohne Wohnbauförderung errichtet wurden. Ein Beitrag, der als Diskussionsgrundlage für künftige Änderungen des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes (WGG) zu verstehen ist.

Appell an alle Parlamentsparteien

Die Gegenwart, also die aktuell gerade in Umsetzung befindliche WGG-Novelle, ist aber nicht minder spannend. Nach dem Umbau der Bundesregierung ist es nämlich, wie berichtet, höchst fraglich, ob sie noch beschlossen werden kann. Rießland appellierte in seiner ersten Rede als neu gewählter Obmann deshalb auch an alle Parlamentsparteien, die fast fertige Novelle noch zu beschließen. Es stecke "sehr viel Arbeit" drin, man sollte sie deshalb "auf der Zielgerade nicht einfach zur Seite legen".

Ein "Gesamtkonsens" aller Parteien, dass es die Novelle dringend brauche, wäre nun gut, so Rießland und sein neuer Stellvertreter Herwig Pernsteiner. Beide erwarten allerdings auch, dass die vielen unumstrittenen Punkte der Novelle spätestens in der kommenden Legislaturperiode umgesetzt werden.

"Wir zeigen, wo ein Preis liegen könnte"

Rießland wies in seiner Antrittsrede auch auf die preisdämpfende Wirkung der Gemeinnützigen hin. Mit ihrem Kostendeckungsprinzip würden die GBV auf die gewinnorientierten Märkte wirken, das sehe man beispielsweise in Bundesländern, in denen die GBV-Unternehmen einen überdurchschnittlich hohen Anteil am Mietwohnungsmarkt stellen. Etwa in Oberösterreich, dort würden die Mietpreise der gewerblichen Anbieter deshalb mit plus sieben Prozent kaum über jenen des gemeinnützigen Sektors liegen; in anderen Ländern wie Wien, Vorarlberg, Tirol oder der Steiermark dagegen um 25 bis 30 Prozent darüber.

Die sozial-, wohn- und gesellschaftspolitische Funktion der GBV reiche also über ihren eigenen Bereich deutlich hinaus, so Rießland nach dem Verbandstag in einem Pressegespräch: "Wir definieren über das Kostendeckungsprinzip einen Referenzpreis – und zeigen damit auf, wo ein Preis liegen könnte."

Vorstand für drei Jahre bestellt

Rießland (biografische Details siehe Artikel) und Pernsteiner sind nun also das neue Vorstands-Duo der Gemeinnützigen. Pernsteiner, studierter Raumplaner, ist nach beruflichen Stationen bei den beiden gewerblichen Vorarlberger Bauträgern Zima und Prisma seit 2004 Vorstandsvorsitzender der Innviertler Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft (ISG). Er ist schon seit sechs Jahren (zwei Vorstandsperioden) Vorstandsmitglied des Verbandes, außerdem Obmannstellvertreter der Landesgruppe Oberösterreich.

Neu im vierköpfigen Verbands-Vorstand sind außerdem die ÖVP-Nationalratsabgeordnete Michaela Steinacker und Frank Schneider, Vorstandsdirektor bei der oberösterreichischen Lawog. Rießland und Schneider sind Vertreter des "roten" Vereins für Wohnbauförderung, Pernsteiner und Steinacker sitzen für die "schwarze" Arge Eigenheim im Vorstand. (mapu, 23.5.2019)