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Die Kugel rollt auf Lewis Hamilton.

Foto: Reuters/Tessier

Monte Carlo – Für Lewis Hamilton war es wohl Ehrensache. In den ersten Trainings der Formel 1 nach dem Tod seines "Buddys" Niki Lauda ließ sich der Mercedes-Weltmeister die Bestzeiten in Monaco nicht nehmen. Am Donnerstagnachmittag fuhr der Brite nach verpatzten Versuchen gar so lange, bis ihm vor Valtteri Bottas auch die Tagesbestzeit gehörte. Mercedes peilt im Fürstentum den sechsten Doppelsieg in Serie an.

Der Donnerstag ist in Monaco wie üblich bereits der erste Trainingstag der Formel 1 und hatte in der Früh mit emotionalen und berührenden Erinnerungen von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff im Fahrerlager begonnen. Hamilton hingegen hat sich bisher nicht persönlich gegenüber den Medien zu Wort gemeldet, nachdem er schon am Mittwoch seine Teilnahme an der üblichen Fahrer-Pressekonferenz in letzter Minute abgeblasen hatte.

Die volle Konzentration des fünffachen Weltmeisters, der in den vergangene Jahren zu Lauda ein enges Verhältnis aufgebaut hatte, galt vielmehr den ersten beiden Übungseinheiten auf dem anspruchsvollen Straßenkurs im Fürstentum an der Cote d'Azur, auf dem Sonntag (15.10 Uhr MESZ, live ORF eins) der sechste Saisonlauf ausgetragen wird. Nach seiner Bestzeit am Vormittag gehörten im zweiten freien Training die schnellsten Runden zwischendurch auch dem mit rot-weiß-rotem Lauda-Helm fahrenden Vizeweltmeister Sebastian Vettel im Ferrari bzw. dem Teamkollegen Bottas.

Hamilton ließ sich bei seinen Versuchen aber weder durch ein Auflaufen auf den Ferrari von Lokalmatador Charles Leclerc (nur Platz zehn) noch einen späteren Ausritt in den gepflasterten Notausgang der Sainte-Devote-Kurve abhalten. Erst als ihm mit der Monaco-Topmarke von 1:11,118 Minuten endlich auch in P2 die Bestzeit gehörte, ließ der wie Bottas mit "Danke Niki" sowie der Unterschrift Laudas an der Mercedes-Wagenfront fahrende Engländer locker.

Während sich Teamkollege Bottas knapp hinter Hamilton hielt, lag Vettel als Dritter schon fast unglaubliche acht Zehntelsekunden zurück. Und das, obwohl Monaco mit 3,337 Kilometern die kürzeste Strecke des Jahres ist. Dahinter überraschte Pierre Gasly im Red Bull als Vierter, noch mehr aber der Thailänder Alex Albon als Fünfter im Toro Rosso.

Max Verstappen, am Vormittag noch Zweitschnellster hinter Hamilton, stand am Nachmittag mit mehreren technischen Problemen am RB15 lange an der Box und wurde am Ende nur Sechster. Der miserablen Monaco-Bilanz des niederländischen WM-Dritten droht eine Verlängerung. Im Vorjahr hatte Red Bull im Fürstentum noch dominiert, das Rennen durch den nunmehrigen Renault-Pilot Daniel Ricciardo souverän gewonnen.

Red Bull fuhr zwar zuletzt in Montmelo bei Barcelona auf Augenhöhe mit Ferrari, nach der Umstellung auf neue Frontflügel und neue Reifentypen hat sich der Abstand zu Mercedes insgesamt aber ganz offensichtlich vergrößert. Die Silberpfeile scheinen also auch in Monaco klare Favoriten zu sein. WM-Leader Hamilton hat drei der bisher fünf Saisonrennen gewonnen, Bottas zwei. Ein sechster Doppelerfolg in Folge wäre Rekord. Einzig eine Geldstrafe für eine Geschwindigkeitsübertretung in der Boxengasse fiel bei Hamilton am Donnerstag negativ auf.

Bei Vettel ruht am Sonntag die Hoffnung eher auf den Unabwägbarkeit des winkeligen Monaco-Kurses als auf der eigenen Stärke, ist doch sein aktueller Ferrari von Medien schon als "Fehlkonstruktion" abgeurteilt worden. Auch Vettel wirkte zunächst vom Ableben des einstigen Ferrari-Weltmeisters Laudas etwas mitgenommen. "Die ganze Motosportwelt war von den Neuigkeiten Anfang der Woche schockiert", sagte der vierfache Champion aus Deutschland. "Man kann nur den Hut ziehen vor dem, was er auf und neben der Strecke geleistet hat. Er wird ein großes Loch hinterlassen, das keiner füllen kann." (APA; 23.5.2019)