Deggendorf – Wie hat eine Frau in der Jungsteinzeit ausgesehen? Diese Frage beantwortet das Museum Quintana im bayerischen Künzing mit der Rekonstruktion des Gesichts einer vor 7.000 Jahren gestorbenen Frau. Deren Schädel und Knochen waren 2015 bei Ausgrabungen im nahe gelegenen Niederpöring gefunden worden, wie Museumsleiter Roman Weindl sagte.

Plastische, wissenschaftliche Rekonstruktion einer jungsteinzeitlichen Frau von W. Schnaubelt & N. Kieser – Atelier WILD LIFE ART, Germany.
Foto: APA/dpa/Armin Weigel

Mit moderner Technik, wie sie auch in der Kriminologie eingesetzt werde, habe ein Forscherteam der "Toten von Niederpöring" ein Gesicht gegeben, sagte Weindl. Dafür sei im Klinikum Passau eine Computertomographie des Schädels gemacht und anhand der Daten ein 3D-Druck angefertigt worden. Danach modellierte das Team Haut, Muskeln und Gewebe.

Gen- und Isotopenuntersuchungen hätten ergeben, dass die Vorfahren der Frau aus Anatolien über den Balkan eingewandert seien, sie selbst aber schon bei Niederpöring aufgewachsen sei. Auch Augenfarbe und Teint wurden demnach rekonstruiert, für die Frisur gebe es jedoch keine Belege. Allerdings fänden sich in Gräbern aus dieser Zeit immer wieder auch Reste von Kämmen. Die Haare – es wurden Echthaare transplantiert – seien deshalb mit einem Kamm hochgesteckt worden. Weindl: "Dafür haben wir eine lokale Friseurin hinzugezogen."

Der Schädel der Frau war mit Schmuck verziert.
Foto: APA/dpa/Armin Weigel

Das Besondere an dem jungsteinzeitlichen Fund sei der teilweise erhaltene Kopfschmuck, den die Frau im Grab trug. Er besteht aus einem mit Schneckenhäuschen besetzten Lederband. 207 der einstmals rund 400 Gehäuse der heute seltenen Donaukahnschnecke waren am Kopf noch zu sehen, das Leder war nicht mehr vorhanden. Der Schmuck deute darauf hin, dass die Frau eine gehobene soziale Stellung gehabt habe. Insgesamt wurden 2015 in Niederpöring sieben Gräber auf einem Gräberfeld aus der Zeit zwischen 5.500 und 5.000 v. u. Z. entdeckt. (APA, red, 23.5.2019)