Ivo Batic (MIroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ringen wieder einmal miteinander.

Foto: ORF / ARD

Es ist ja nicht so, dass die Tatort-Gemeinde reale Darsteller und fiktive Charaktere nicht auseinanderhalten kann. Aber ein bisserl irritiert es doch, wenn am Sonntag im Münchner Tatort der österreichische Schauspieler Andreas Lust im Zentrum steht.

Erst vor zwei Monaten wanderte er als komplett verkrachte Existenz in einem sehenswerten Schwarzwald-Tatort in den Knast. Jetzt ist er als ein gewisser Mikesch schon wieder da und bleibt dem Milieu treu. Erneut ist er ganz unten, diesmal steckt er in einem Drogengeschäft, das definitiv ein paar Nummern zu groß ist.

Vor 35 Jahren genoss er mit einer schönen Frau und einem Kumpel einen Hippiesommer in Portugal. Der Kumpel damals war der heutige Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), der jetzt eigentlich gegen Mikesch ermitteln soll, aber vor lauter persönlicher Vergangenheitsbewältigung (inklusive alter Gedichte und sexueller Auffrischung mit der Liebe von damals) völlig neben sich steht.

Man erwartet jeden Augenblick, dass sein getreuer Kollege Ivo Batic (Miroslav Nemec) das erlösende Wort "Befangenheit" einwirft und ein anderer die Ermittlungen zu einer gewissen Professionalität führt. Aber Batic hat Rückenschmerzen und versagt auch.

Als Krimi taugt der Tatort nicht, als Dreiecksdrama ebenso wenig, dazu bleibt er zu sehr an der Oberfläche. Er berührt aber mit jenen, die ganz unten, am Rande der Münchner Gesellschaft leben. Und auch wie Andreas Lust alias Mikesch wieder einmal der Katastrophe entgegentaumelt, macht die Mängel mehr als wett. (Birgit Baumann, 25.5.2019)