Lutz ist dank Kika mit einem Schlag fast flächendeckend in drei neuen Ländern vertreten.

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Es ist ein Freudentag für uns, sicherlich einer der schönsten Deals in unserer Unternehmensgeschichte." Für Thomas Saliger, den Sprecher des Möbelriesen Lutz, sind Übernahmen im großen Stil kein Neuland. Immer wieder verleibte sich der österreichische Konzern gewichtige Konkurrenten in Deutschland ein. Mit Mann Mobilia etwa holte sich Lutz 2005 eine ganze Einrichtungskette.

Nun sichert sich das in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewachsene Familienunternehmen ein Geschäft, das es bisher entgegen seiner Gepflogenheiten einem Erzrivalen überließ: 22 große Einrichtungshäuser in Osteuropa.

Sie gehörten Kika/Leiner und wurden René Benko als neuem Eigentümer der Gruppe finanziell und strategisch zum Ballast. Der Immobilieninvestor ließ von Anfang an durchblicken, dass seine Signa an den Standorten in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien wenig Interesse habe. Die Zahl möglicher kaufkräftiger Interessenten hielt sich in Grenzen. Lutz packte die Gelegenheit also beim Schopf und ist ab sofort neuer Herr über die knapp zwei Dutzend Immobilien. Künftig sei man im Osten mit einem Schlag in drei Ländern flächendeckend vertreten, sagt Saliger. Entscheidend sei vor allem der Einstieg in die Slowakei und in Ungarn.

Warten auf grünes Licht

Lutz bediente die beiden Märkte bisher nur über seine zwei Diskonter Möbelix und Mömax. Gibt die Kartellbehörde grünes Licht, wollen die Oberösterreicher die Möbelhäuser durchgängig auf die Marke XXXLutz umflaggen. Überschneidungen mit eigenen Filialen gebe es nur vereinzelt, in Prag etwa und Brünn, erläutert Saliger. Schließungen seien nicht geplant. Die rund 1500 Mitarbeiter wolle man ebenso halten wie die jeweiligen Länderzentralen. Das erklärte Ziel sei, in jedem dieser Länder die Marktführung zu erlangen.

Lutz konzentrierte sich bisher auf die Expansion in Deutschland, während Kika/Leiner rund um die Jahrtausendwende in den umliegenden Ostländern Fuß fasste. Die Finanzkrise warf Kika zurück, das Lehrgeld im Handel war hoch.

Investitionen in Möbel und Einrichtung haben in Osteuropa nach wie vor nicht die gleiche Priorität wie etwa der Kauf von Autos und Textilien, erzählen Marktkenner. Auch das Preisniveau sei meist erheblich niedriger als hierzulande und in Deutschland. Steten Aufwind erlebe die Branche dennoch.

Genugtuung, der unter Verlusten leidenden Kika/Leiner-Gruppe das mühselig aufgebaute Möbelimperium im Osten abzunehmen, verspüre Lutz keineswegs, betont Saliger: Derartige Übernahmen seien völlig wertfrei zu betrachten, folgten also nicht der Gesetzmäßigkeit der Emotionalität.

Sind Lutz und Kika/Leiner nun gar freundschaftlich miteinander verbunden? "Es ist wie im Fußball", meint Saliger. Auf der einen Seite spiele es den täglichen Wettkampf, ansonsten bewege man sich ja in der gleichen Branche. "Und letztlich sind Mannschaften nach 90 Minuten Spielzeit nur selten bös aufeinander."

"Keine Rabattforderungen"

Über den Kaufpreis vereinbarten die beiden Unternehmen Stillschweigen. Ein Sanierungsfall seien die 22 Häuser nicht, versichert Saliger, es gehe um Optimierung. Lutz baut seinen Umsatz mit dem Deal auf 4,65 Milliarden Euro aus und zählt künftig 23.000 Mitarbeiter an 304 Standorten. Kika/Leiner will die Erlöse aus dem Verkauf in das Kerngeschäft in Österreich investieren. Die Sanierung erfordert stattliche Millionenbeträge.

Welche möglichen Folgen hat der Eigentümerwechsel in Osteuropa auf die Lieferanten? Experten gehen davon aus, dass Lutz dort teils mit anderen Partnern zusammenarbeiten muss als in Österreich und Deutschland.

Höhere Marktkonzentration sei in jedem Fall besser als eine drohende Insolvenz, sagt Saliger, und nachträgliche Rabattforderungen werde es bei Lutz sicherlich nicht geben. (Verena Kainrath, 25.5.2019)