Der Täter flüchtete mit einem Fahrrad.

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Großer Polizeieinsatz in der Lyoner Innenstadt.

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Lyon – Nach einer Explosion mit 13 Verletzten in der französischen Stadt Lyon ist der Hintergrund der Tat noch unklar. Es habe noch niemand die Tat für sich reklamiert, erklärte Staatsanwalt Remy Heitz am Samstag in Lyon. Aber allein die Tatsache, dass jemand mitten am Tag in einer belebten Straße eine solche Tat verübe, reiche für Anti-Terror-Ermittlungen aus.

Die Staatsanwaltschaft ermittle nun unter anderem wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit einem terroristischen Hintergrund. Der Täter sei weiterhin auf der Flucht. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte sich bereits am Freitagabend auf Twitter "bestürzt über den feigen Anschlag in Lyon" gezeigt und äußerte die Hoffnung, "dass die Täter schnell gefunden werden".

Fernzünder

Zur Identität des mutmaßlichen Täters machte Heitz keine weiteren Angaben. Allerdings konnte mithilfe von Sicherheitskameras ein Teil des Weges des mutmaßlichen Täters nachverfolgt werden. Der Tatverdächtige habe ein Papiersackerl vor der Bäckerei im Zentrum der Stadt abgestellt und sei danach wieder auf sein Fahrrad gestiegen und habe denselben Weg zurück genommen. Es werde nun alles in Bewegung gesetzt, um den Täter schnell festzunehmen. Die Polizei veröffentlichte am Samstagabend weitere Fahndungsbilder.

Seit Freitagabend seien Dutzende Ermittler im Einsatz und werteten etwa Videoaufnahmen aus, so Heitz. Ersten Erkenntnissen nach ist die Explosion mit einem Fernzünder ausgelöst worden. Im abgestellten Sackerl seien Objekte aus Metall gewesen. Der Nachrichtensender BFMTV berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass auf der Tüte DNA gefunden worden sei. Ob diese zum mutmaßlichen Täter gehöre, sei aber nicht klar. Außerdem wurden dem Sender zufolge geringe Mengen des hochexplosiven Sprengstoffs TATP sichergestellt.

Elf Personen in Krankenhäusern behandelt

Bei der Explosion wurde dem Chefermittler zufolge auch ein Mädchen verletzt. Elf Menschen mussten in Kliniken gebracht werden. Am Samstagvormittag waren nach Angaben des Bürgermeisters und ehemaligen französischen Innenministers Gerard Collomb noch drei Verletzte zur Behandlung in einem Krankenhaus. Zwei von ihnen hätten leichte Verletzungen, einer etwas schwerere erlitten, sagte Collomb dem Fernsehsender BFMTV. Die Menschen hätten bei der Explosion außerdem einen Schock erlitten. Sie könnten das Krankenhaus aber bald verlassen. Collomb zeigte sich angesichts der geringen Zahl an Verletzten erleichtert: "Es hätte schlimmer kommen können."

Die Sperre um den Tatort wurde aufgehoben, die Präfektur erhöhte aber die Sicherheitsvorkehrungen für Veranstaltungen am Samstagnachmittag. Die Bevölkerung solle aufmerksam sein, erklärte die Präfektur auf Twitter. Für Samstag waren mehrere Demonstrationen, unter anderem der sogenannten "Gelbwesten" angekündigt.

Wahl überschattet

Lyon liegt im Südosten Frankreichs, es ist die Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Rhône und der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Mit mehr als 515.000 Einwohnern ist Lyon die drittgrößte Stadt des Landes nach Paris und Marseille.

Der Vorfall überschattet die Europawahl in Frankreich. Sie begann bereits am Samstag in französischen Überseegebieten wie Guadeloupe und Martinique, im europäischen Kernland wählen die Franzosen dann am Sonntag. Umfragen zufolge hat die rechtspopulistische Rassemblement National (RN/Nationale Sammlungsbewegung) gute Chancen, knapp vor der Regierungspartei "La Republique en Marche" des Präsidenten Emmanuel Macron stärkste Kraft zu werden. Die RN-Vorläuferin "Front National" (FN) hatte bereits die Europawahl 2014 in Frankreich gewonnen. (APA, 25.5.2019)