Die Tourismusbetriebe suchen weiter Personal.

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Die Stimmung bei den heimischen Hoteliers ist durchwachsen. Fachkräftemangel, steigende Kosten, überbordende Bürokratie: An der Liste der Lasten, die den Touristikern seit jeher aufs Gemüt schlagen, hat sich trotz der Erleichterungen, die die letzte Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, wenig geändert. Zwar erwarten mehr als zwei Drittel der Betriebe ein Umsatzwachstum, allerdings bleibt unter dem Strich zu wenig übrig. Dieses Fazit lässt sich aus dem Tourismusbarometer 2019 des Beratungsunternehmens Deloitte und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) ziehen.

Österreichweit wurden rund 250 Unternehmer befragt. Hoffnungslos ist die Branche nicht, der Höhenflug ist aber vorbei. Der Tourismusindex verschlechtert sich von 2,83 auf 2,88. Doch immerhin: Österreichweit rechnet die Branche überwiegend mit einem erfolgreichen Sommer. Bewertet wurden wirtschaftliche Lage der Branche, individuelle Situation der Betriebe sowie regulatorische Rahmenbedingungen.

Im Westen blieben wetterbedingt Gäste aus

Alles in allem war die Gemütsverfassung vor allem in den westlichen Bundesländern Vorarlberg und Tirol schon einmal ausgelassener. Denn während die Betriebe im Osten, vor allem in Wien, über Nächtigungszuwachs jubeln, blieben in den Wintersportregionen so manche Gäste fern. Schuld war das Wetter: Zuerst blieb der Schnee aus, dann gab es plötzlich zu viel davon. Eingeschneite Urlaubsgäste, die nur mit Müh und Not wieder nach Hause konnten, solche Bilder hielten vor allem deutsche Gäste vom Kommen ab, sagt Martin Stanits von der Hoteliervereinigung. Das Nächtigungsminus in Tirol liegt im Jänner und Februar bei 4,1 Prozent, in Vorarlberg mit 4,9 Prozent sogar darüber. Für die betroffenen Betriebe ist es kein Trost, dass Wien den Schwung der EU-Ratspräsidentschaft in der Wintersaison mitnehmen konnte und mit einem Zuwachs von knapp 13 Prozent überdurchschnittlich performte.

Keine Erleichterung durch Arbeitszeitflexibilisierung

Selbst die im Vorjahr erfolgte Rücknahme der mit der Steuerreform 2016 erfolgten Anhebung der Umsatzsteuer von 13 Prozent auf zehn Prozent hebe die grundsätzlichen Probleme der Branche nicht auf, sagt ÖHV-Mann Stanits. Und die seien nicht weniger geworden. Die Arbeitszeitflexibilisierung bringe kaum Erleichterung. Die neue Regelung sei für die Betriebe schwierig in die Praxis umzusetzen. "Zu teuer, und es fehlt die Planbarkeit", so Stanits. Für 61 Prozent der Hoteliers bringe das Gesetz keinen Vorteil.

Unverändert dramatisch bleibt die Situation hinsichtlich des Personals. Köche und Kellner händeringend gesucht, das gilt weiterhin. Derzeit sind drei Viertel der Betriebe auf der Suche nach Fachkräften, der Mangel sei mittlerweile chronisch. "Die Leute rennen nicht davon, aber mit dem Bettenwachstum braucht es noch mehr Personal", tritt Stanits entschieden Klagen entgegen, die Branche sei an der Situation selbst schuld.

Steigende Konkurrenz

Für 43 Prozent der Unternehmen ist es laut Umfrage noch schwieriger geworden, Arbeitskräfte zu finden. "EU-weit gibt es einen Boom im Qualitätstourismus, das führt zu steigender Konkurrenz", erklärt sich Stanits die seit langem angespannte Lage. Mehr als 10.000 Leute würden wohl fehlen. Spürbar sei etwa der touristische Aufschwung in Deutschland. Mit der Folge, dass die deutschen Betriebe nun die einst zahlreich aus Ostdeutschland nach Österreich kommenden Mitarbeiter selbst benötigen.

Die erhofften Köche und Kellner aus Drittstaaten blieben weiterhin aus, sagt auch Petra Nocker-Schwarzenbacher. Die WKÖ-Tourismus-Obfrau setzt ihre Hoffnung darauf, dass die Rot-Weiß-Rot-Card tourismustauglicher wird. Anfang Jänner habe man sieben genehmigte Fachkräfte für Österreich registriert. Daran habe sich wenig geändert, sagt sie: "Die Zahl ist sicher nicht explodiert, wie das manche befürchtet haben." (rebu, 26.5.2019)