"Licht ins Dunkel": ORF-Manager Pius Strobl erklärt hier den neuen Sitzungssaal für ORF-Stiftungsräte.

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Wien – Er koordiniert schon das 300-Millionen-Bauprojekt ORF auf dem Küniglberg, ist verantwortlich für die Sicherheit, für das Facility-Management im 4000-Mitarbeiter-Konzern und zuständig für Nachhaltigkeit. Und nun bringt Pius Strobl nach STANDARD-Infos auch "Licht ins Dunkel" – er übernimmt zusätzlich das Humanitarian Broadcasting des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Und will sich auf STANDARD-Anfrage dazu nicht äußern.

Job-Option für Direktoren

Mit 1. Juni soll Strobl den Job der überraschend gestorbenen Managerin Sissy Mayerhoffer übernehmen. Die Personalie kann man auch als Signal für größere Besetzungen nehmen: Die Funktion Humanitarian Broadcasting wurde als Option für Programmdirektorin Kathrin Zechner gehandelt, wenn ÖVP und FPÖ mit einem neuen ORF-Gesetz das ORF-Management umbauen und statt eines Alleingeschäftsführers mit Direktoren einen ORF-Vorstand installieren.

Mit dem Ende der türkisblauen Koalition ist wie berichtet auch deren ORF-Gesetz fürs Erste vertagt.

Pius Strobl hat die Grünen mitbegründet, er war Immobilienunternehmer und -manager, saß lange für die Grünen im ORF-Kuratorium und im ORF-Stiftungsrat. 2006 organisierte er als Stiftungsrat die "Regenbogenkoalition" gegen die ÖVP, mit der Alexander Wrabetz ORF-Generaldirektor wurde. Strobl wurde Kommunikationschef, verließ den ORF aber 2010, weil er eine Mitarbeiterin Gespräche von Journalisten mit Stiftungsräten und ORF-Direktoren mitschneiden ließ.

Drei Jobs

Als externer Berater übernahm Strobl das Management des Song Contest 2015 und danach des ORF-Sanierungs- und Bauprojekts Küniglberg, das massiv aus dem Ruder zu laufen drohte. Inzwischen ist er wieder im ORF angestellt – mit kolportierten 200.000 Euro Jahresgehalt in der Größenordnung von Landesdirektoren.

Mit seiner Ämter-Kombination kann die Gage allerdings auch als Sparmaßnahme interpretiert werden: Er hat zumindest drei Jobs, die früher jeweils ein Hauptabteilungsleiter in der höchsten ORF-Dienstklasse nach altem Vertragsmodus ausübte, plus das 300-Millionen-Bauprojekt.

Nach STANDARD-Infos ist der aktuelle ORF-Vertrag des 63-Jährigen befristet – mit 31. Dezember 2021. Nicht zufällig wohl jener Tag, mit dem auch Alexander Wrabetz' aktuelle Funktionsperiode als ORF-Generaldirektor regulär endet. Wenn nicht doch noch ein neues ORF-Gesetz dazwischenkommt. (fid, 28.5.2019)