"Mordhau"
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Unser Bild vom mittelalterlichen Nahkampf ist verzerrt: All die Schwertkämpfe, die wir in hunderten Filmen und TV-Serien gesehen haben, haben mit der historischen Realität nur wenig, dafür umso mehr mit der viel jüngeren Tradition des eindrucksvollen Bühnenfechtens zu tun. Ein winziger Hinweis auf die reale Welt des Kampfes mit mittelalterlichen Hieb- und Stichwaffen liegt im Namen des jüngst veröffentlichten Multiplayer-Kampfspiels Mordhau: Selbiger ist die im Film buchstäblich nie gesehene, aber durchaus historisch verbürgte Technik, den Gegner durch einen kräftigen Hieb mit dem verkehrt gehaltenen Schwert und Verhaken mit der Parierstange zu Boden zu reißen. Schwer gepanzerten Rittern und Soldaten war in der Realität mit Hieben noch so scharfer Waffen eher nicht beizukommen – ein zu Boden gerissener Feind konnte hingegen mit gezielten Stichen in Öffnungen der Panzerung getötet werden.

Die für Historiker und Mittelalter-Nerds enttäuschende Nachricht zuerst: Trotz des Namens zeigt auch Mordhau eher nicht die für uns vermutlich eher an Mixed-Martial-Arts-Raufereien erinnernde Realität der mittelalterlichen Fechtkunst. Stattdessen ist es ein höchst unterhaltsamer Multiplayer-Spaß, in dem in verschiedenen Spielmodi mit durchaus komplexen Nahkampfmechaniken um den Sieg gekämpft wird. Aus First- oder wahlweise Third-Person-Perspektive kämpft man mit und gegen 64 Mitspieler auf verschiedenen mittelalterlichen Schlachtfeldern; Freunde des Settings sehen sich an die Klassiker Mount & Blade: Warband und Chivalry: Medieval Warfare, aber auch an die Hochglanzkämpfe von For Honor erinnert.

MORDHAU

Was ist gelungen?

Schon das – übrigens absolut sympathische und humorvolle – Tutorial macht klar, dass in Mordhau mehr als simples Button-Smashing gefragt ist: Exakte Blocks, Counter, Finten und taktische Angriffe aus mehreren Richtungen sind essenziell, um in den Kämpfen gegen echte Gegner nicht sofort unterzugehen. Mit etwas Übung geht die solide Nahkampfmechanik schnell in Fleisch und Blut über, eine Vielzahl an auswählbaren Spielerklassen und Waffen sorgt für die nötige Abwechslung und Spieltiefe.

Die unterschiedlichen Spielmodi ermöglichen ebenfalls recht abwechslungsreiche Partien: Während im Battle-Royale-Modus wie zu erwarten eher taktische Duelle auf dem Plan stehen, herrscht im Frontline-Modus oft unterhaltsames Chaos, dem nur durch konzertiertes Teamwork beizukommen ist. Im Horde-Modus wiederum kämpft man gemeinsam mit Teamkollegen gegen Wellen heranstürmender KI-Kämpfer – auch als Einzelspieler hat man eine gewisse Zeit seinen Spaß und Gelegenheit zum Üben.

MORDHAU

Was ist weniger gelungen?

Technische Probleme gehören bei Multiplayer-Spielen mit großer Spieleranzahl zur erwartbaren Realität, und auch in Mordhau ist man bei großen Partien vor Lag- und Server-Problemen nicht gefeit. Andere Probleme sind (allzu) menschlicher Natur: Weil standardmäßig "friendly fire" gilt, sorgen besonders "lustige" Teamkameraden für verpatzte Partien, und auch der eine oder andere High-Level-Player mit Freude am Demoralisieren neuer Spieler stellt die Geduld auf die Probe. Auch das Cheat-Problem hat der kleine Entwickler bislang nicht zu hundert Prozent im Griff, wie Foren voller empörter, zu Unrecht gebannter Spielerinnen und Spieler belegen.

MORDHAU

Fazit

Mordhau ist ein Überraschungserfolg auf Steam, und das zu Recht: Ebenso komplexe wie solide Kampfmechaniken sorgen durch die Mischung aus Taktik und Action für Motivation. Wie bei jedem Mutiplayer-Spiel steht und fällt aber auch hier alles mit den menschlichen Mitspielern: Wer das Glück hat, mit fairen und nicht auf Griefing oder Cheaten setzenden Mitstreitern ins Feld zu ziehen, hat hier eine atmosphärische und herausfordernde Abwechslung zum Multiplayer-Shooter-Einerlei gefunden. Ein willkommener, solider Eintrag in diese Nische – zumindest bis der König Mount & Blade zurückkehrt. (Rainer Sigl, 30.5.2019)