Es darf geschossen werden: "The Automated Sniper" aus Amsterdam gastiert in Graz.

Thomas Lenden

Wir und die anderen: Diese vor allem von billiger Politik angeheizte Opposition steht im Zentrum des DramatikerInnenfestivals Graz. Es wird zum vierten Mal vom Schauspielhaus und dem Verein Unit in verschiedenen Spielstätten der Stadt ausgerichtet. Es versammelt Stücke, welche die diversen Wir-Gefühle (nationalstaatlich, geschlechtlich, Klasse) sowie die Mechanismen von sozialer Zugehörigkeit und Ausgrenzung untersuchen.

Für fünf Tage wird Graz mit Inszenierungen, Lesungen und Diskussionen zum Hotspot für Dramatiker und Dramatikerinnen, samt Gastspielen aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden. Das Frascati-Theater Amsterdam etwa gastiert mit einem Stück, das die Gamification von Gewalt thematisiert: In The Automated Sniper von Julian Hetzel wird aus unbekannter Quelle auf die Bühne und die Performerinnen "geschossen". Wie weit kann oder will man da gehen?

Retzhofer Dramapreis

Am Anfang und zum Ende des Festivals wird lobgepriesen: Die Bühnenbildnerin Vibeke Andersen erhält zum Auftakt das Ernst-Binder-Stipendium. Und am Ende steht der Retzhofer Dramapreis, dessen Wettbewerbsstücke schon während des Festivalverlaufs präsentiert werden. Ein Höhepunkt: die Uraufführung von Miroslava Svolikovas Komödie Der Sprecher und die Souffleuse, dem Gewinnerstück des Autor*innenpreises der österreichischen Theaterallianz. Pedro Martins Bejas Inszenierung gastiert dann am 18. und 19. 6. am Schauspielhaus Wien.

Weitere Stücke kommen von Stijn Devillé, Tanja Sljivar oder Nele Stuhler; ein Fokus liegt auf jungen Texten aus Flandern und den Niederlanden. Auch Florian Klenks und Doron Rabinovicis Polittheater Alles kann passieren vom Burgtheater gastiert. Und Stefanie Sargnagel hebt zur Statusmeldungen-Lesung an. (afze, 10.6.2019)