Am Bürglkopf in Fieberbrunn protestieren weiter Asylwerber.

Foto: Steffen Arora

Fieberbrunn – Die Situation in der Rückkehrberatungseinrichtung des Innenministeriums (BMI) am Bürglkopf im Bezirk Kitzbühel bleibt angespannt. Seit Wochenbeginn protestieren dort Asylwerber mittels Hungerstreiks für eine Wiederaufnahme ihrer abgelehnten Verfahren. Die Zahl derer, die die Nahrungs- und teils auch die Flüssigkeitsaufnahme verweigern, ist mittlerweile auf zehn gesunken. Ein 15-Jähriger und die Mutter zweier Kinder konnten offenbar von Mitarbeitern des Jugendamtes sowie Mitstreikenden zum Aufgeben bewogen werden.

Erstmals meldete sich auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in der Sache zu Wort: "Ich erwarte mir, dass sich die zuständigen Stellen des Bundes mit Sorgfalt der Situation vor Ort annehmen. Was jedenfalls gewährleistet sein muss, ist die Gesundheit und medizinische Versorgung der Bewohner." Platters Koalitionspartner, die Grünen, fordern indes die Schließung des früheren Landes-Flüchtlingsheimes am Bürglkopf, das seit November 2017 als Rückkehrberatungseinrichtung vom Innenministerium betrieben wird.

Hohe Kosten, aber mangelnde Betreuung

Obwohl, wie aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hervorgeht, die Einrichtung erhebliche Kosten verursacht, 2018 waren dies 1,39 Millionen Euro für die Betreuung von 112 Personen, gibt es Beschwerden über angeblich mangelnde Betreuungsstandards. So sollen vor allem die psychischen Probleme, unter denen viele der Bewohner leiden, nicht adäquat behandelt worden sein. Videos, die Bewohner im April diesen Jahres selbst aufgenommen haben, sollen diese angeblichen Missstände zeigen. Das BMI hat die Betreuung am Bürglkopf an die Schweizer Firma ORS Service GmbH ausgelagert.

Auf Bundesebene hat die Neos-Sprecherin für Inneres und Asyl im Nationalrat, Stephanie Krisper, den neuen Innenminister Wolfgang Peschorn aufgefordert, die Einrichtung zu schließen. Krisper schlägt vor, für die temporäre Unterbringung und Betreuung aktuell leerstehende Asylunterkünfte zu verwenden: "Aufgrund des langjährigen Kündigungsverzichts, den der Bund mit vielen Quartiersinhabern abgeschlossen hat, gäbe es genug Räumlichkeiten, die geeigneter und nicht so isoliert wären."

BMI: Gesundheitszustand "nicht besorgniserregend"

Die verbliebenen zehn Hungerstreikenden wollen ihren Protest fortsetzen, wie sie gegenüber dem STANDARD bestätigten. Seitens des BMI heißt es, dass sich keine der zehn Personen in einem kritischen Gesundheitszustand befinde. Es wird bestätigt, dass am Freitagnachmittag zwar ein Notarzthubschrauber am Bürglkopf gelandet ist, allerdings habe der Notarzt keinen besorgniserregenden Gesundheitszustand festgestellt. Eine über Kreislaufprobleme klagende Person sei mit dem Rettungswagen ins Spital gebracht worden. (Steffen Arora, 7.6.2019)