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Daheim in Queensland war es mitten in der Nacht, als sich Ashleigh Barty zur neuen Königin von Paris krönte: Im Finale der French Open besiegte die Nummer acht der Weltrangliste die ungesetzte Tschechin Marketa Vondrousova mit 6:1, 6:3 und setzte damit ihren Aufstieg zur besten Tennisspielerin der Welt fort. Barty ist die erste australische Gewinnerin in Roland Garros seit Margaret Court 1973. Die letzte australische Siegerin bei einem Grand Slam war 2011 Samantha Stosur bei den US Open.

"Es ist ein spezieller Platz hier für australische Spieler, ich bin unglaublich stolz darauf, was ich erreicht habe", sagte Barty bei der Siegerehrung und wandte sich mit tröstenden Worten an ihre junge Gegnerin: "Marketa hat eine unglaubliche Saison, sie wird noch in vielen Grand-Slam-Finals stehen."

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Für beide Spielerinnen war das Finale die Premiere bei einem Grand Slam. Barty, die mit dem fünften Turniersieg ihrer Karriere in der Weltrangliste auf Rang zwei vorrücken wird, hatte das Match gegen die bisherige Nummer 38 im WTA-Ranking aber schnell im Griff. Wie im verrückten Halbfinale gegen Amanda Anisimova (USA), in dem sie nach einem schnellen 5:0 den ersten Satz noch im Tiebreak verloren hatte, fand sie zunächst gut ins Spiel.

Im Gegensatz zum Halbfinale verlor Barty (23) diesmal jedoch nicht die Kontrolle. Den ersten Satz holte sie sich nach 30 Minuten. Im zweiten gelang Barty erneut ein frühes Break. Die 19 Jahre alte Vondrousova, die ohne Satzverlust ins Endspiel gelangt war, hielt besser mit, konnte aber ihre Breakchancen nicht nutzen. Nach nur 70 Minuten waren ihre Chancen auf den Sieg und 2,3 Millionen Euro Preisgeld dahin.

Finally.
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Barty war die einzige Top-Spielerin, die in Roland Garros vom Favoritensterben verschont blieb. Angelique Kerber (Deutschland) flog krachend gleich in der ersten Runde raus, nur zwei Runden später verabschiedeten sich dann in Naomi Osaka (USA), Karolina Pliskova (Tschechien) und Kiki Bertens (Niederlande) die Nummer eins, zwei und vier der Weltrangliste. Simona Halep (Rumänien), Titelverteidigerin und bisherige Nummer drei im Ranking, erwischte es im Viertelfinale.

Barty ist dennoch eine mehr als würdige, vor allem aber eine besondere Grand-Slam-Siegerin – sie wäre beinahe keine geworden. Nachdem sie im Jahr 2011 im Alter von erst 15 Jahren schon den Juniorinnen-Titel in Wimbledon gewonnen hatte, zog sie sich 2014 vom Tennis abrupt zurück und wechselte zum Cricket: Zeitweise spielte sie halb-professionell für das Frauen-Team Brisbane Heat in der "Women's Big Bash League". Erst Anfang 2016 nahm sie wieder den Tennisschläger in die Hand.

Als sie sich entscheiden hatte, auf den Platz zurückzukehren, stand Barty gerade mal auf Rang 623 der Weltrangliste. Sie mühte sich erst bei kleinen Turnieren ab, einigermaßen erfolgreich, ehe sie im Frühjahr 2017 ein WTA-Turnier in Malaysia gewann. Von da an ging es bergauf, am Jahresende stand sie schon unter den besten 20 der Weltrangliste, im Einzel und im Doppel.

Bartys Geschichte ist freilich noch weitaus facettenreicher. Sie ist zur Hälfte indigener Herkunft, die Familie ihres Vaters Robert gehörte zum Stamm der Ngaragu in New South Wales. Nicht zuletzt deshalb ist die Aborigine Evonne Goolagong Cawley, die sieben Grand-Slam-Titel gewonnen hat, ihr Vorbild. "Meine Herkunft ist mir wichtig", sagte Barty dem Sydney Morning Herald.

Und schließlich wäre Barty auch jederzeit in der Lage, ein Cafe zu eröffnen. Sie ist eine ausgebildete Barista.(sid, 8.6.2019)