Der Games-Branche steht ein Wandel bevor. Der Trend geht in Richtung Streaming und Abos.

Foto: Microsoft

Vor rund neun Monaten war in der Videospielbranche alles noch in gewohnter Ordnung. Microsoft, Sony, Nintendo und EA konnten sich wieder einmal über Milliardengewinne freuen und hatten nichts weiter zu befürchten. Bis Google im September 2018 Stadia vorstellte. Bei dem Dienst können Games plattformunabhängig gestreamt werden – der Start ist im November 2019, vorerst nicht in Österreich.

Ungewöhnliche Kooperation

Seither hat sich viel getan, vor allem hinter den Kulissen. Google kooperiert nun mit Ubisoft und Sony mit Microsoft. Die langjährigen Konkurrenten und Hersteller von Playstation und Microsoft verkündeten im vergangenen Mai, dass sie künftig gemeinsam an Microsofts Cloud-Computing-Plattform Azure arbeiten werden. Sie ist die Grundlage für xCloud, der anstehenden Spielestreaming-Technologie des Konzerns aus Redmond.

Microsoft

Eine langjährige Vision

Neu ist die Idee nicht, dass man für Games keine Konsole oder potenten PCs mehr benötigt. Bereits 2010 versuchte Gaikai, einen derartigen Dienst zu etablieren. Man scheiterte letztlich an der mangelnden Infrastruktur. Fast zehn Jahre später gibt es mit Microsoft und Google nun zwei Unternehmen, die beide ein weitreichendes Servernetzwerk rund um den Globus aufgebaut haben und auch das nötige technische Know-how aufweisen, um Cloudgaming endlich Realität werden zu lassen.

Entwickler heißen Google willkommen

Google hat bereits stark vorgelegt. Bei der Spielemesse E3 wird der neue Player von vielen Entwicklern freudig willkommen geheißen. Sie sehen darin eine weitere Möglichkeit, ihre Games zu verkaufen. Bei Stadia werden Spiele erstanden und dann über Google-Server gestreamt. Es gibt aber auch ein Abo von Google. Microsoft verfolgt einen anderen Ansatz. Mit dem Xbox Game Pass für monatlich zehn Euro kauft man sich Zugang zu mehr als 100 Spielen, die dann wiederum aufs Handy, den PC oder die Xbox übertragen werden.

Kaufen ist gestern, Abo ist morgen

Neben dem Trend zum Streaming hat die Games-Branche nämlich einen starken Hang zu Abos entwickelt. Ubisoft, EA, Microsoft und auch Sony bieten Dienste an, bei denen man für eine Monatsgebühr Zugang zu Spielen ersteht. Kaufen und Disc einlegen war gestern, abonnieren und streamen ist die Zukunft. Die Film- und Musikindustrie hat den revolutionären Wandel bereits durchgemacht.

Stadia

Ein radikaler Wandel steht bevor

Ein ähnlicher Umbruch steht nun auch der Spielebranche bevor. Welche Auswirkungen der Wandel für Entwickler und Spieler mit sich bringt, lässt sich vorerst kaum einschätzen. Manche Beobachter befürchten, dass die Werteinschätzung vieler Konsumenten durch Abos massiv gesenkt wird und immer weniger Menschen bereit sind, 60 Euro für ein Spiel auszugeben, das Millionen Euro in der Entwicklung kostete. Spotify hat Musiker nicht arm gemacht, da sie sich mit Konzerten ein zweites Standbein aufbauen konnten – was aber ist der Plan B der Spieleentwickler?

Es wird weiterhin gejubelt

Mit diesem Szenario setzt man sich noch gar nicht auseinander, da xCloud und Stadia ohnehin erst in ein paar Monaten starten und wohl anfangs noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen haben. Noch Zeit genug also, sich bei der E3 selber zu zelebrieren. Bei Pressekonferenzen wird vom anwesenden Publikum bestehend aus Journalisten, Entwicklern und Spielern mehr gejubelt und geschrien als bei so manchen Popkonzerten.

Auch die E3 wird sich ändern

Sony lässt die Gaming-Messe heuer gänzlich aus. Bis auf die zahlreichen Ankündigungen von Entwicklern, dass ihr Spiel auf Stadia landet, ist auch Google nicht vor Ort. Der Konzern hat nur wenige Tage vor dem wichtigsten Games-Event des Jahres mehr Details zu seinem Streamingdienst verlautbart. Wo die E3 2020 stattfindet, ist unterdessen unklar. Ein Abschied aus L.A. zeichnet sich nach mehr als zehn Jahren ab. Der Veranstaltungsort soll zu unmodern geworden sein. (Daniel Koller aus Los Angeles, 15.6.2019)