So fühlt es sich an in der Spur.

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So gut das Spiel am Montagabend in Skopje gegen Nordmazedonien auch gewesen sein mag, die absoluten Höhepunkte folgten nach Abpfiff. Da sagte der wunderbare zweifache Torschütze Marko Arnautovic ins ORF-Mikrofon: "Es hätte acht- oder neunstellig ausgehen müssen." Musste natürlich nicht, denn zehn oder hundert Millionen Tore gehen sich in einem nur 90-minütigen Fußballmatch nie und nimmer aus.

Aus dem großartigen Konrad Laimer sprudelte ein köstlicher Versprecher: "Das macht mehr auf Lust." Er korrigierte sich selbst. Am Tag danach und nach der überpünktlichen Landung in Wien hatte Teamchef Franco Foda keine neuen Erkenntnisse gewonnen. "Es war einfach ein tolles Spiel, ich war immer vom Sieg überzeugt." Gewinnt man 4:1, ist ein Jammern über gefühlte 35 vergebene Großchancen nicht wirklich angebracht. Also blieben die Haare in der Suppe.

Offen

Aufgrund des vorangegangenen 1:0 gegen Slowenien ist die Gruppe G der EM-Qualifikation wieder völlig offen. Polen zieht nach dem 4:0 gegen Israel zwar auf und davon, hat alle vier Partien gewonnen (Torverhältnis 8:0), aber um die Endrunde 2020 zu beehren, genügt bekanntlich Platz zwei. Österreich ist Dritter, hat nur mehr einen Zähler Rückstand auf Andreas Herzog. Das Heimspiel gegen Israel steht noch an.

Foda: "Wir haben zwei Matches mit Finalcharakter gewonnen, Kompliment. Jetzt sind wir wieder mittendrin und voll dabei." In Skopje kickte eigentlich Red Bull Österreich. Acht Männer mit Salzburg-Vergangenheit (Hinteregger, Ilsanker, Lazaro, Sabitzer, Laimer) oder Salzburg-Gegenwart (Lainer, Schlager, Ulmer) standen in der Startelf. Es wurde gepresst, schnell umgeschaltet, die armen Nordmazedonier waren einfach nur überfordert, sie wussten nicht, wie und was ihnen geschieht. Foda: "Das haben sie in Salzburg gelernt, das steckt in ihrem Blut." Neben dem 22-jährigen Leipzig-Legionär Laimer ("Ich bin ein Typ, der immer alles reinhaut") überragte im Zentrum Xaver Schlager (21), die beiden kennen sich seit dem Fußballkindergarten. Schlager: "Wir haben dieselben Gedanken, wollen immer Druck nach vorne machen."

Der Konkurrenzkampf

Arnautovic, der nun bei 24 Treffern im Nationalteam hält und nie etwas mit Salzburg zu tun gehabt hat, sagte über Schlager: "Ich weiß nicht, was der getrunken oder gegessen hat. In zwei Spielen solche Meter zu machen ist ein Wahnsinn. Er hat eine große, große Zukunft vor sich." Auffallend war, dass man das Fehlen der verletzen Kapazunder Julian Baumgartlinger und David Alaba überhaupt nicht gemerkt hat. Foda: "Der Konkurrenzkampf ist enorm und befruchtend." Leo Windtner, der im März nach dem 2:4 in Israel "den Charakter einer Schülermannschaft" beklagt hat, ist nun wieder ein zufriedener ÖFB-Präsident. "Israel wurde intensiv aufgearbeitet, sie haben 100 Prozent abgerufen und die sechs Pflichtpunkte geholt." Ganz in Ordnung sei die Welt aber erst, "wenn wir uns qualifizieren".

Nordmazedonien zählt nicht unbedingt zu den Erfindern des gepflegten Fußballs, trotzdem war es die bisher beste Pflichtpartie in der Ära Foda. Es gab davor noch sieben andere (inklusive Nations League). Der Teamchef spart sich nun Diskussionen über seine Person, die Quali wird am 6. September in Salzburg gegen das bisher armselige Lettland fortgesetzt. Drei Tage später führt die Reise nach Warschau zu Leader Polen. Jetzt ist rechtschaffen verdienter Urlaub. Nicht für Schlager, Stefan Posch und Philipp Lienhart, die verstärken die U21-Auswahl bei der EM-Endrunde in Italiener. Sie haben mehr auf Lust. (Christian Hackl, 11.6.2019)