Man mag zum Instrument der Zentralmatura stehen, wie man will. Aber dass die einheitliche Reifeprüfung eine Basis für statistische Vergleichbarkeit liefert, ist wohl unbestritten. Und dieser Vergleich fällt Jahr für Jahr mehr oder weniger ernüchternd aus – denn wie immer schneiden die jungen Frauen in Mathematik deutlich schlechter ab als ihre männlichen Kollegen.

Das liege in der Natur, wird schnell eingewendet, wenn dieser Missstand aufgezeigt wird. Der viel offensichtlichere Einfluss wird damit gern ausgeblendet: Reden wir darüber, wie schon Kleinkinder mit Geschlechterklischees bombardiert werden. Das prägt. Das fördert die einen Interessen und unterdrückt die anderen. Diesen sexistischen Hemmschuh zu beseitigen ist ein gesellschaftspolitisches Projekt für die nächsten Jahrzehnte.

Und die Schule? Die muss in einem Staat, der sich zur Gleichberechtigung bekennt, Kindern über solche Hürden hinweghelfen. Wenn Buben und Mädchen wegen ihres Geschlechts in Rollen gedrängt werden, muss in der Schule das unterdrückte Potenzial erkannt und gefördert werden – denn wo, wenn nicht dort?

Ein modernes Bildungssystem darf sich nicht auf vermeintliche biologische Unterschiede ausreden, sondern muss gesellschaftlich geschaffene Ungleichheiten korrigieren, so gut es geht. Wer die Maturaergebnisse betrachtet, weiß: Da ist noch einiges zu tun. (Sebastian Fellner, 11.6.2019)