Der Granitsplitt auf dem neu gestalteten Residenzplatz ist der Stein des Anstoßes bei den Anrainern. Verantwortlich für die Geruchsbelästigung sind Spitzwegerichsamen, die den Platz verfestigen sollen.

Foto: Stefanie Ruep

Der Salzburger Residenzplatz ist der einzige geschotterte Barockplatz nördlich der Alpen und somit historisch entsprechend wertvoll.

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Die Aufregung der Anrainer in der Salzburger Altstadt ist groß: Kaum ist der rundum erneuerte Residenzplatz fertig, stinkt es. Seit 22 Jahren wird über die Neugestaltung des Platzes im Herzen der Innenstadt diskutiert, im Vorjahr erfolgte letztendlich der Baustart. Zwei Wochen nachdem nun die Bauzäune abmontiert wurden, gab es bereits die ersten Beschwerden wegen des Belags.

"Das ist eine normale Reaktion des pflanzlichen Bindemittels", sagt die neue Baustadträtin Martina Berthold (Grüne). Der Geruch werde von gemahlenen Spitzwegerichsamen verursacht. Das Bindemittel soll den Platz verfestigen. "Zwei bis drei Wochen bringt das diese Geruchsbelästigung mit sich, ehe sich das setzt und endreagiert hat", erklärt Berthold. Der Gestank dürfte also eine vorübergehende Angelegenheit sein.

Doch Kritik äußerten einzelne Anrainer auch über fehlenden Schotter auf dem größten geschotterten Platz Mitteleuropas. Auch dafür hat Berthold eine einfache Erklärung: Der lange Regen und das darauffolgende Oldtimertreffen, bei dem die Autos auch rund um den Residenzbrunnen fuhren, hätten den Platz massiv belastet. "Ein Schotterplatz ist ein Schotterplatz, da kommt es eben zu Verschiebungen", sagt die Baustadträtin. "Ich bin froh, dass er nicht versiegelt ist. Es ist der letzte große Platz, wo das Wasser abrinnen und versickern kann."

Splitt wird händisch gereinigt

Die Straßenmeisterei überprüft nach Veranstaltungen wie dem Christkindlmarkt, dem Rupertikirtag oder Sportveranstaltungen, ob etwas gereinigt werden muss, und verteilt den Granitsplitt neu. Es könne auch sein, dass nach einiger Zeit zusätzlicher Schotter benötigt werde, sagt Berthold. "Wir haben keine Glaskuppel über der Innenstadt, sondern wollen sie lebendig halten." Veranstaltungen würden eben einen Aufwand bedeuten.

Das sei bereits 2017, als der mehrheitliche Beschluss für die Neugestaltung gefasst wurde, einkalkuliert worden. Die Kosten für die Reinigung, Pflege und Instandsetzung des Schotters und der neuen Granitflächen rundherum sind mit 58.000 Euro pro Jahr budgetiert. "Da kann keine Kehrmaschine drüberfahren. Der Platz muss wie auch in den letzten Jahrzehnten händisch gereinigt werden", sagt die Stadträtin. Die Gesamtkosten für die Neugestaltung des Platzes beliefen sich auf 4,6 Millionen Euro. Ressortverantwortlich war bei der Entscheidung für die Neugestaltung die damalige Neos-Baustadträtin Barbara Unterkofler, die heute für die ÖVP Vizebürgermeisterin ist.

Die immer wieder geforderte Begrünung des Platzes ist übrigens aus zwei Gründen nicht machbar: aus archäologischen und historischen. Im Untergrund des Residenzplatzes war bis zum 17. Jahrhundert der Stadtfriedhof. Vor zehn Jahren wurden bei Grabungen rund tausend Gräber sowie die Fundamente einer Kapelle und eines Altars freigelegt. Auch bei der jetzigen Neugestaltung waren Archäologen mit Schaufel, Beserl und Pinsel im Einsatz. Verzögerungen durch Funde sind bei Bauvorhaben also bereits eingeplant.

Schattenplatz für Pferde

Zudem ist der Residenzplatz der einzige geschotterte Barockplatz nördlich der Alpen und somit historisch entsprechend wertvoll. Das will das Denkmalamt auch erhalten und stellte sich oftmals gegen andere Pläne für den Platz. Auch beim nun umgesetzten Entwurf kam es zu Verzögerungen, weil das Denkmalamt kein dreifärbiges Steinmuster im rundum gepflasterten Granit bewilligte.

Entlang der Nordfassade des Doms gibt es auf dem neuen Residenzplatz einen eigens eingerichteten Platz für die Fiaker. Durch den Schattenwurf des Doms müssen die Pferde nun nicht mehr in der prallen Sonne stehen. Der Standplatz hat ein Entwässerungssystem, das an den Kanal angeschlossen ist, sowie einen Frischwasseranschluss. Dadurch soll sich auch die Geruchsbelästigung durch die Pferde verringern. (Stefanie Ruep, 13.6.2019)