Valenciennes – Sara Däbritz verschwand in der Jubeltraube. Die Matchwinnerin war schon Sekunden nach dem Abpfiff kaum noch zu sehen – schließlich hatte ihre Tor-Grätsche dafür gesorgt, dass die deutschen Fußballerinnen ihrem ersten Etappenziel bei der "Tour de France" ganz nahe gekommen sind. Die DFB-Elf gewann ihr zweites WM-Spiel glücklich mit 1:0 (1:0) gegen Spanien. Der Achtelfinal-Einzug ist dem zweimaligen Weltmeister nach zwei Siegen kaum noch zu nehmen.

"Ich habe darauf spekuliert, dass ich noch hinkomme. Dann habe ich einfach mal gegrätscht. Dass der Ball dann rein geht, ist natürlich überragend", sagte die aufgekratzte Däbritz im ZDF: "Das war ein absoluter Sieg des Willens. Es war von Anfang an unser Ziel, Gruppenerster zu werden."

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Sara Däbritz erzielte das 1:0.
Foto: AP/Michel Spingler

Dafür reicht dem Olympiasieger, bei dem die verletzte Spielmacherin Dzsenifer Marozsan schmerzlich vermisst wurde, im letzten Gruppenspiel am Montag gegen den WM-Neuling Südafrika ein Punkt. Damit würde die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wahrscheinlich ein Achtelfinale gegen den Titelverteidiger und Topfavoriten aus den USA vermeiden.

Tackling-Treffer

Däbritz (42.) traf mit ihrem Tackling-Treffer aus kurzer Distanz für das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die im Vergleich zum mühsamen Auftaktsieg gegen China (1:0) drei Veränderungen vorgenommen hatte. Die erst 17 Jahre alte Lena Oberdorf, Lena Goeßling und Verena Schweers liefen von Beginn an auf.

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Zweiter Sieg im zweiten Spiel für die Deutschen.
Foto: AP / Michel Spingler

"Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen. Wir waren sehr nervös und hatten Glück, dass wir nicht in Rückstand geraten sind", analysierte die Bundestrainerin: "Gott sei dank haben wir dann das Tor erzwungen. Danach haben wir eine großartige Energieleistung gezeigt. Wir brauchen gar nicht so nervös zu sein. Es ist jetzt zweimal gut gegangen – nun muss der nächste Schritt kommen."

Tatsächlich kam der Rekord-Europameister, der sich bei der Endrunde für Olympia 2020 in Tokio qualifizieren will, nicht gut in die Partie. Die Spanierinnen, die in ihrer ersten Begegnung große Probleme mit Südafrika hatten (3:1), bestimmten das Geschehen. Vor 20.761 Zuschauern in Valenciennes, darunter Ex-Bundestrainer Horst Hrubesch, offenbarten die Deutschen große Schwächen.

Führung am Fuß

Nahikari Garcia hätte in der 14. Minute eigentlich die Führung für das Team von Trainer Jorge Vilda erzielen müssen. Nur zwei Minuten später vergab Silvia Meseguer für Spanien. Nach vorne brachte das verunsichert wirkende DFB-Team, dem fast überall die Abstimmung fehlte, so gut wie nichts zustande.

Erst Mitte der ersten Hälfte wurden die Deutschen etwas besser. Insgesamt blieben die Spanierinnen aber das bessere Team. Die deutsche Führung fiel mehr oder weniger aus dem Nichts. Däbritz grätschte den Ball nach einem abgewehrten Kopfball von Spielführerin Alexandra Popp über die Torlinie.

Zu Beginn der zweiten Hälfte vergab Popp per Kopf die Chance auf das zweite Tor (50.). Vor allem die Einwechslung der erst 18 Jahre alten Klara Bühl für Kathrin Hendrich belebte das deutsche Spiel. Insgesamt zeigte sich das Team im Vergleich zur ersten Hälfte stark verbessert. Die Partie stand auf Messers Schneide. Der zweite deutsche Treffer war genauso möglich wie der Ausgleich.

Frankreich in der Spur

Frankreichs Fußballerinnen stehen bei der Heim-WM so gut wie sicher im Achtelfinale. Die Gastgeberinnen bezwangen im zweiten Gruppenspiel, das von der deutschen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus geleitet wurde, am Mittwochabend Norwegen 2:1 (0:0) und sind mit sechs Punkten alleiniger Tabellenführer.

Zuvor hatte Nigeria die Chance auf das Weiterkommen gewahrt. Die "Super Falcons" gewannen gegen Südkorea 2:0 (1:0) und zogen durch ihren ersten Turniersieg nach Punkten mit Norwegen (beide 3) gleich. Frankreich hatte Südkorea zum Auftakt mit 4:0 besiegt, Norwegen gegen Nigeria 3:0 gewonnen.

Nach einer torlosen ersten Halbzeit im erzielte Offensivtalent Valerie Gauvin (46.) die Führung im Stade de Nice. Durch ein Eigentor von Innenverteidigerin Wendie Renard (54.) kamen die Norwegerinnen zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Eugenie Le Sommer (72.) erlöste die französischen Anhänger mit einem verwandelten Foulelfmeter nach Videobeweis. Es war der 76. Treffer für die 30 Jahre alte Stürmerin von Olympique Lyon im 161. Länderspiel.

Vor 11.252 Zuschauern im Stade des Alpes von Grenoble besiegelten ein Eigentor von Do-Yeon Kim (29.) sowie ein Treffer von Barcelona-Star Asisat Oshoala (75.) die Niederlage der Südkoreanerinnen, die erstmals gegen ein afrikanisches Team spielten. Die Asiatinnen jubelten in der 59. Minute über das vermeintliche 1:1 durch Geum-Min Lee, aber wegen einer Abseitsstellung zählte der Treffer nicht.

Die Französinnen bestreiten ihr letztes Gruppenspiel am kommenden Montag gegen Nigeria, Südkorea verabschiedet sich zeitgleich gegen Norwegen von der WM. (sid, 12.6.2019)