Mexiko-Stadt – Archäologen haben in der mexikanischen Ruinenstadt Teotihuacán mehr als 2.400 Fragmente von menschlichen Knochen entdeckt (Fotos finden Sie hier). Mindestens drei der gefundenen Schädel weisen Deformationen und Verstümmelungen an den Zähnen auf, wie man sie bisher nur von den weiter südlich lebenden Maya kannte. Das spricht laut dem mexikanischen Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) für frühe Kontakte zwischen diesen beiden Kulturen.

Teotihuacán – nicht zu verwechseln mit dem erst wesentlich später errichteten aztekischen Tenochtitlan – liegt etwa 45 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt, das seinerseits auf dem Gebiet von Tenochtitlan erbaut wurde. Teotihuacán war das Zentrum einer Kultur, die etwa vom sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung bis zum siebten danach währte. In der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends war es die größte Stadt auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Als sich die Azteken ausbreiteten, war es aber bereits eine seit Jahrhunderten verlassene Ruinenstadt.

Kontakt zwischen zwei Hochkulturen

Die aktuellen Funde geben laut den INAH-Experten Aufschluss über den ersten Austausch zwischen der Teotihuacán-Kultur und den Maya. Bisher hatten Wissenschafter die ersten Kontakte auf das Jahr 378 unserer Zeitrechnung datiert. Die neuen Funde vom Platz der Säulen in Teotihuacán sind dem INAH-Bericht zufolge aber älter. Die ersten Kontakte zwischen den beiden Hochkulturen dürften bereits zwischen den Jahren 300 und 350 zustande gekommen sein, sagte die Anthropologin Naya Sugiyama.

Neben den Knochenfunden entdeckte das Forscherteam auch Keramik mit Maya-Motiven, die von einem großen Bankett stammen könnten. Außerdem fand das Team Überreste von Wandmalereien im Maya-Stil. Die Entdeckungen seien ein Indiz dafür, dass die Elite der Maya an großen öffentlichen Veranstaltungen auf dem Platz teilnahm, heißt es in dem Bericht. (red, APA, 17. 6. 2019)