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Die imposanten Nilgauantilopen führen gerade vor, was evolutionärer Erfolg ist: Die bis zu 300 Kilogramm schweren Wiederkäuer stammen ursprünglich aus Indien. Nachdem man sie in den USA zu züchten begonnen hatte, bildete sich aus entkommenen Exemplaren rasch eine wildlebende Population von beträchtlicher Größe. Alleine durch Texas sollen heute etwa 37.000 dieser großen Antilopen streifen.
Foto: AP Photo/Texas Parks and Wildlife Dept

In den Graslandschaften der Erde hat sich über die vergangenen paar Dutzend Millionen Jahre ein Großtrend abgezeichnet: Die Unpaarhufer, die einst so artenreich waren wie die Paarhufer, sind immer weiter ins Hintertreffen geraten. Heute stehen über 200 Paarhufer-Arten weniger als 20 Unpaarhufer – Pferde, Nashörner und Tapire – gegenüber.

Die Konkurrenz mit der geraden Anzahl von Zehen kann einige Vorteile für sich verbuchen – und zwar je nach Gruppe verschiedene. Bei den Schweinen ist es eine enorme Vielseitigkeit, vor allem was die Nahrung betrifft: seit jeher ein gutes Überlebensrezept. Von den übrigen Paarhufern wiederum gehört der weit überwiegende Teil zu den Wiederkäuern. Und Wiederkäuen erhöht die Energieausbeute aus der Nahrungsaufnahme beträchtlich – ein weiterer großer Vorteil.

Weiteres Puzzlestück

Das auf einen mehrteiligen Magen setzende Verdauungssystem der Wiederkäuer hat aber noch einen weiteren Effekt, wie nun Schweizer Forscher berichten: Im Fachblatt "Mammalian Biology" beschreibt ein Team um Jean-Michel Hatt von der Universität Zürich, dass die Wiederkäuer ein Spülsystem im Magen besitzen, welches die Nahrung vor dem zweiten Kauen von zahnschädigenden Partikeln befreit.

Hatt und sein Team beobachteten mithilfe von Computertomografien bei Ziegen, dass sich mitgefressener Sand an bestimmten Stellen im Magen-Darm-Trakt sammelte. "Wir konnten zeigen, dass im oberen Pansen – wo das Material zum Wiederkäuen wieder hochgewürgt wird – deutlich weniger Sand enthalten war als im aufgenommenen Futter selbst", erklärte Hatt.

Der Sand sinkt demnach im Pansen nach unten, sammelt sich im Labmagen, passiert den Darm und wird mit dem Kot ausgeschieden. "Organismen, die ein derartiges Spülsystem entwickeln, werden das abgewaschene Material problemlos auf natürliche Art wieder los", so Hatt.

Deshalb reichen auch kürzere Zähne aus

Den ersten Kaudurchgang, wenn Erde, Staub und Sand noch im Pflanzenmaterial enthalten sind, wickeln die Wiederkäuer eher "schlampig" ab. Das Wiederkäuen ist dann viel gründlicher – da in der hochgewürgten Nahrung die lästige Beimischung nun aber fehlt, schadet das den Zähnen nicht. Die nur einmal kauenden Pferde haben diesen Vorteil nicht. Deshalb müssen ihre Zähne auch deutlich länger sein als die der Wiederkäuer, um den Abrieb auszugleichen.

Hatt sieht in seinen Erkenntnissen ein weiteres Puzzlestück, das den evolutionären Erfolg von Wiederkäuern erklärt. (red, APA, 18. 6. 2019)

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Mit kürzeren Zähnen wären Pferde mittelfristig aufgeschmissen.
Foto: REUTERS/John Vizcaino