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Yujing Zhang bei einer Anhörung vor Gericht in Florida.

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Der Golfclub Mar-a-Lago in Florida ist beliebtes Wochenendziel von US-Präsident Donald Trump.

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Was als Kuriosum rund um US-Präsident Trumps Wochenendrefugium in Florida begann, weitet sich womöglich zu einem Spionageskandal aus. Am 30. März 2019 versuchte die chinesische Staatsbürgerin Yujing Zhang Trumps Golfclub Mar-a-Lago in Florida zu besuchen. Es war nicht ihr erster Besuch in den Vereinigten Staaten, wie der "Miami Herald" berichtet: Bereits im Juli 2016 und Jänner 2017 besuchte Zhang die Vereinigten Staaten. Beide Male übernachtete sie im Trump-Hotel in New York.

Als sie den Golfclub im März 2019 betrat, sagte sie zunächst, dass sie den Pool des Clubs besuchen wolle. Allerdings hatte sie keinen Badeanzug dabei. Bei einem zweiten Checkpoint änderte sie ihre Geschichte und behauptete, eine Veranstaltung besuchen zu wollen. Als eine Rezeptionistin ihre Angaben überprüfte, stellte sich heraus, dass die Veranstaltung an diesem Tag gar nicht stattfand.

Dem Secret Service sagte die Frau bei einem daraufhin eingeleiteten Verhör schließlich, ein Freund namens Charles habe sie gebeten, nach Mar-a-Lago zu reisen, um mit einem Mitglied der Präsidentenfamilie über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und den USA zu sprechen. Zhang wurde verhaftet und wegen rechtswidrigen Betretens der Anlage angeklagt.

"Geheime Informationen"

Für den Secret Service war die Angelegenheit zunächst schlicht ein Sicherheitsproblem – eine unbekannte Person hätte sich dem Präsidenten nähern können. Glück für Trumps Bodyguards: Der Präsident hielt sich an dem Tag in einem anderen Teil der Anlage auf, um Golf zu spielen.

Doch wie sich nun herausstellt, könnte sich der Fall zu einem Spionageskandal entwickeln. Vergangene Woche ersuchte die Anklagebehörde, dem Gericht mehrere "geheime Informationen" vorlegen zu dürfen. Die Staatsanwaltschaft forderte, dass die Dokumente versiegelt bleiben – weder die Öffentlichkeit noch die Angeklagte sollen die Informationen zu Gesicht bekommen.

Die Dokumente der Staatsanwaltschaft enthalten demnach Informationen, die die Nationale Sicherheit gefährden, sollten sie in falsche Hände geraten. Damit könnten Informationen über Zhang selbst oder über Sicherheitseinrichtungen in Mar-a-Lago gemeint sein. Dies könnte ein deutlicher Hinweis darauf sein, dass es sich bei der Frau womöglich nicht um eine verirrte chinesische Touristin handelt, die in Trumps Anwesen in Florida gestolpert ist.

Spendenskandal

Zhangs Fall dürfte laut "Miami Herald" Teil einer größeren Ermittlung über mögliche Spionage in Mar-a-Lago sein. Auch der Fall Cindy Yang soll demnach Teil der Untersuchung sein. Die US-Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln, die mehrere Beautyfarmen in Florida betreibt, war eine Spenderin der republikanischen Partei. Auf chinesischen Social-Media-Seiten verkaufte sie Medienberichten zufolge persönlichen Zugang zum US-Präsidenten.

Gegen Yang wird ermittelt, weil sie womöglich bei chinesischen Staatsbürgern Geld für Trumps Wahlkampagne gesammelt hat, obwohl ausländische Zuwendungen im Rahmen eines Präsidentschaftswahlkampfs verboten sind.

Datenträger mit "schädlicher Software"

Die Anklagebehörde selbst liefert auch einen Hinweis auf die Brisanz des Verfahren gegen Zhang: Es ermittelt ein Bundesstaatsanwalt für Spionagefälle. Zhangs Anwälte bekommen die Informationen jedenfalls nicht zu Gesicht, denn die Angeklagte hat keine Rechtsvertretung mehr. Vergangenen Dienstag entließ die 33-Jährige ihren vom Staat zur Verfügung gestellten Anwalt entgegen den Empfehlungen des Richters. Die Chinesin will sich in ihrem für August angesetzten Verfahren künftig selbst vertreten, obwohl sie keine entsprechende juristische Ausbildung hat.

Auch ohne Anwälte muss Zhang in jedem Fall die Gegenstände, die der Secret Service bei ihrer Festnahme fand, erklären: Die Beamten entdeckten im Gepäck der Frau zwei chinesische Reisepässe, vier Handys, einen Laptop sowie einen Datenträger mit "schädlicher Software". (stb, 17.6.20.16)