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Der Kassensaal in der Postsparkasse der Signa-Gruppe: Vielleicht werden hier ja künftig Sponsionen und Promotionen stattfinden.

Foto: Picturedesk / G. WildGerhard Wild

Die Postsparkasse, das von Otto Wagner Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Jugendstilgebäude am Wiener Georg-Coch-Platz, könnte künftig eine Universität und Studenten beherbergen. 2013 hat René Benkos Immobilienkonzern Signa das unter Denkmalschutz stehende Gebäude erworben; seit der Übersiedlung der Bank in ein Signa-Gebäude am Wiener Hauptbahnhof im März steht die altehrwürdige Postsparkasse nun ganz leer.

Umbau und Modernisierung des gemeinhin als "Jugendstiljuwel" apostrophierten Gebäudes sind schwierig: Die Denkmalschutzbestimmungen sind streng, zudem gibt es in dem Haus jede Menge "Verkehrsflächen", die in die neue Nutzung integriert werden müssen. Bekanntester Raum in der Immobilie ist der mit einem Glasgewölbe überdachte Kassensaal, dessen Fußboden aus Glaskacheln besteht, durch die das Licht in die darunterliegenden Räume fällt. Früher haben dort unten Angestellte die Post sortiert.

Die Signa, die rund 150 Millionen Euro für die Postsparkasse auf den Tisch gelegt haben soll, ist jedenfalls noch immer auf der Suche nach einem geeigneten Nutzungskonzept.

Bisher war die Rede davon, dass in dem Haus Büros errichtet werden sollen, auch an ein Hotel ist gedacht.

DER STANDARD hat nun allerdings erfahren, dass auch über eine staatliche Nutzung der Postsparkasse nachgedacht wird. Konkret könnte eine Universität ins Haus hinter dem Stubenring einziehen.

Nutzung für den Staat

Zwei Lesarten gibt es zur Entstehung dieser Idee: Die einen sagen, Signa habe sich an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gewendet und Interesse signalisiert, das Gebäude für die öffentliche Nutzung zugänglich zu machen. Die staatliche BIG ist einer der größten Immobilieneigentümer Österreichs, verwaltet und vermietet vor allem Amtsgebäude, Universitäten oder Justizgebäude.

Andere schildern, die Initiative gehe von Wiener Unis aus, die Platzbedarf angemeldet hätten. Dem Vernehmen nach würde der Rektor der Universität für angewandte Kunst, Gerald Bast, gern in die Postsparkasse vis-à-vis übersiedeln. Die Angewandte soll allerdings Räume in einem nahegelegenen ehemaligen Finanzamt dazubekommen. Bast war für den STANDARD nicht zu erreichen.

Verkaufen will die Signa die Postsparkasse dem Vernehmen nach eher nicht. Es sei an eine "eigentumswahrende" Verwertung gedacht, heißt es in Immobilienkreisen. Möglich wäre das zum Beispiel mit Baurechtslösungen, bei denen der Erwerber bis zu 99 Jahre eigentumsähnliche Rechte erwirbt – samt Eintragung im Grundbuch. Dafür muss er Baurechtszins bezahlen.

Von der BIG war zu diesem Thema keine Stellungnahme zu erhalten. Und ein Unternehmenssprecher der Signa will nur so viel sagen: Man befinde sich in einer "umfangreichen Evaluierung der Nutzungsmöglichkeiten", bei der man sehr eng mit dem Bundesdenkmalamt zusammenarbeite. Mit Sicherheit werde es auch in Zukunft wieder Büroflächen in der Postsparkasse geben, grundsätzlich sei auch ein "Nutzungsmix" Büro mit Hotel möglich. (gra, 18.6.2019)