Einen Fernseher ohne "smarte" Funktionen, kann man heutzutage kaum mehr kaufen.

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Ob klein oder groß, ob billig oder teurer: Praktisch jeder aktuell erwerbbarer Fernseher ist mit einem eigenen Smart-TV-System ausgestattet. Die Hersteller bewerben dies gerne mit all den – mehr oder weniger – nützliche Apps sowie zusätzlichen Komfortfunktionen. Datenschützer warnen hingegen gerne vor massiven Datensammlungen, die die jeweiligen Gerätehersteller auf diesem Weg vornehmen. Sicherheitsexperten sehen in solchen Systemen wiederum ein nicht zu unterschätzendes Risiko für das eigene Netzwerk – und bekommen für diese Argumentation nun unerwartete – wenn auch nicht ganz beabsichtigte – Unterstützung.

Verblüffende Empfehlung

In einer kurzen Nachricht forderte der offizielle Twitter-Account von Samsung USA die eigenen Kunden dazu auf, alle paar Wochen einen Antiviren-Scan auf dem eigenen Fernseher durchzuführen. Dies sei wichtig, um den TV sicher zu halten und vor Schadsoftware – oder wie es Samsung selbst nennt "Malware Viren" – zu schützen.

Grafik: Samsung

Der Tweet sorgte umgehend für gleichermaßen verblüffte wie spöttische Reaktionen. Wenn die Nutzer sich ernsthaft selbst um Antivirenscans auf ihrem TV kümmern müssten, so sei dies vor allem eines: Ein hervorragendes Argument gegen Smart-TVs im Allgemeinen fasst es etwa The Verge zusammen. Auch sonst ist der Tenor der Reaktionen klar: Samsung werfe damit grundlegende Fragen zur Sicherheit der eigenen Systeme aber auch zur Kompetenz der Entwickler auf. Immerhin sei es komplett unverständlich, dass so ein Scan nicht automatisch im Hintergrund erfolgt – wenn er schon offenbar notwendig ist. Angesichts dieser Reaktionen hat Samsung den Tweet mittlerweile gelöscht.

Vorgeschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass die Sicherheit von Samsungs SmartTV-Systemen in Zweifel gezogen wird. So fand etwa 2017 ein einzelner Sicherheitsforscher nicht weniger als 40 schwerwiegende Sicherheitslücken in Samsung-Fernsehern mit Tizen, der selbstentwickelten Linux-Variante des Unternehmen. Nur wenige Wochen zuvor war bekannt geworden, dass die CIA mit "Weeping Angel" ein Tool entwickelt hatte, um Zielpersonen über ihren Smart-TV auszuspionieren. Einen Beleg dafür, dass dies mehr als ein Konzeptversuch war, gibt es zwar nicht, trotzdem feuerte dies natürlich weiter die Bedenken vielen Kunden an.

Eines der zentralen Sicherheitsprobleme von Smart-TVs ergibt sich aus deren langer Nutzung – oder genauer gesagt aus der mangelhaften Versorgung mit Updates durch die Hersteller. Während zumindest große Firmen anfänglich noch bemüht sind, regelmäßig Updates für ihre Geräte zu liefern, nimmt diese Frequenz nach ein paar Jahren rapide ab. Spätestens dann wird der SmartTV tatsächlich zu einem leichten Ziel für Angreifer. Entsprechend empfehlen Sicherheitsexperten oftmals, das integrierte Smart-TV-System spätestens zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu nutzen und komplett vom Netzwerk zu trennen. Wer eine sicherere Lösung sucht, ist da mit externen Sticks wie Amazons FireTV oder Googles Chromecast besser bedient. (apo, 18.6.2019)