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Wer derzeit Zwiebeln kauft, sollte einen Blick auf das Schild werfen.

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Wien – Sie ist Bestandteil fast aller österreichischen Gerichte – vom Zwiebelrostbraten bis zu Käsespätzle: die Zwiebel. Und dennoch sind österreichische Zwiebeln derzeit in manchen Geschäften nur schwer zu finden. Wie Supermarktbesuche des STANDARD zeigten, stammten – zumindest bei einer Filiale in Wien – bei Billa sämtliche Zwiebeln aus dem Ausland. Das Knollengemüse hatte dabei größtenteils einen weiten Weg weg hinter sich: Auf den Etiketten war Neuseeland, Australien, Ägypten und in einem Fall Griechenland zu lesen. Bei Spar fiel die Bilanz etwas besser aus, von sechs unterschiedlichen Zwiebelpackungen stammten vier aus Österreich, zwei aus Ägypten.

Heimische Zwiebeln sind in Österreichs Supermärkten derzeit Mangelware.
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Pro Kopf und Jahr werden in Österreich 9,4 Kilogramm Zwiebel gegessen. In den vergangenen Jahren konnten heimische Bauern den Bedarf in Österreich auch decken. In der Saison 2017/18 lag der Selbstversorgungsgrad laut Statistik Austria bei 119 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 128 Prozent.

Ware ins Ausland exportiert

Wieso landen also Überseezwiebeln im Regal? Zwar gab es in Österreich im Vorjahr trotz Hitze und Trockenheit eine solide Ernte mit geringen Verlusten, sagt Paul Pöttschacher, Sprecher der Billa-Mutter Rewe. In vielen Produktionsgebieten Europas sei die Ernte aber schlechter ausgefallen: "Heimische Großproduzenten haben daraufhin unter Voraussetzung eines freien und offenen Markts vorhandene Ware in andere europäische Länder exportiert", so Pöttschacher.

Ägypten und Australien: Das Gemüse reist weit.
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Nach Rewe-Angaben soll sich die Situation nun langsam entspannen und wieder heimische Zwiebeln im Regal landen: "Mit Fortlauf der nächsten Wochen und bei Verfügbarkeit werden dann sämtliche Zwiebelprodukte (rote Zwiebeln, Schalotten) wieder auf heimische Produktion umgestellt."

Auf Twitter ist unterdessen eine Debatte über den Zwiebelimport ausgebrochen. Viele User beschweren sich über den langen Transport, der aus klimatischer Sicht problematisch ist. Immerhin legen Zwiebeln aus Neuseeland einen Weg von rund 18.000 Kilometern zurück.

Keine Probleme beim Getreide

Bessere Nachrichten kommen vom Getreidesektor: Nach trockenheitsbedingt niedrigen Getreideernten 2017 und 2018 könnte die Ernte heuer deutlich besser ausfallen. Die Landwirtschaftskammer prognostiziert 2,95 Millionen Tonnen Getreide exklusive Mais, ein Minus von 2,4 Prozent gegenüber dem fünfjährigen Schnitt und ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Dürrejahr 2018. Wegen des Klimawandels wollen die Bauern mehr hitzebeständige Getreidesorten anbauen.

Zu den Klimawandelmaßnahmen zähle unter anderem die Zucht resistenterer Sorten, die Reduktion des Bodenverbrauchs, der Humusaufbau und die Risikoabsicherung für die Bauern, sagte Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Der Klimawandel spielt in dem Strategiepapier "Nachhaltige Grünland- und Ackerbewirtschaftung 2030" der Landwirtschaftskammer auch eine große Rolle.

Im Februar, März und April gab es in Österreich viel zu wenig Niederschlag. Der feuchte und kühle Mai war dann aber für das Getreidewachstum ideal. Die anhaltende Trockenheit im Juni mit extremen Hitzetagen kann laut Landwirtschaftskammer die Erntemenge aber "noch wesentlich beeinflussen". Der aktuelle Juni wird wahrscheinlich der wärmste der Messgeschichte seit 1767. Er war um 5,1 Grad Celsius wärmer und hatte nur 50 Prozent der Niederschlagsmenge des langjährigen Mittels von 1961 bis 1990. (red, APA, 26.6.2019)