Es ist allerdings keiner, der den Menschen attackiert, sondern das erste Virus, das, wie der Standard am Dienstag berichtete, gezielt auf Apple-Computer losgeht. Es wird wohl kaum ein anderes menschliches Betätigungsfeld geben, auf dem tagaus tagein ein derart verschärfter Tauf- und Benennungszwang herrscht wie auf dem der Computerviren.

Laut Homepage der Firma McAfee sind über 100.000 dieser ungeliebten Tiere in freier Wildbahn unterwegs, und jedes einzelne von ihnen trägt seinen eigenen Namen (zum Vergleich: Der Rechtschreibduden umfasst gerade einmal 125.000 Stichwörter). Viele dieser Namen sind banal ("IVP.803B"), manche von ihnen drastisch, aber leicht verständlich ("Saddam", "Berseker"), andere rätselhaft und nicht ohne Poesie ("Cansu", "Sarampo", "Vorofer").

In Summe erweckt das ganze Bezeichnungsfeld allerdings den Eindruck eines riesigen und völlig unübersichtlichen Wort-Sauhaufens, auf dem sich nur noch einige wenige Spezialisten auskennen. Und möglicherweise nicht einmal die: Bisher, so berichtet die "Computerwelt", "konnte jeder Hersteller, der ein neues Virus entdeckte, dieses willkürlich bezeichnen. Das führte mitunter dazu, dass fast zeitgleich entdeckte Schädlinge verschiedene Namen erhielten."

Um diese verwirrende Benennungspraxis zu stoppen, hat sich das amerikanische Sicherheitsministerium, das Department of Homeland Security, gemeinsam mit den Firmen McAfee, Microsoft, Symantec und Trend Micro daran gemacht, einen Standard ("Common Malware Enumeration", CME) zu entwickeln, der verbindliche Regeln für die Virentaufe vorschreiben soll. Eine Sisyphusarbeit, die angesichts des blühenden Schädlingsnachwuchses nicht so schnell erledigt sein wird - und ehe es soweit ist, wird die Namensgebung wohl in derselben anarchischen Buntheit erfolgen wie schon bisher: Geldwash.1497, Univ.bat/99, Jabberwocky.B, Nambul2297dr, Rag-Doll.x, Japanese.Christmas.B…..