Graz - "Bitte die Frage an die richtige Adresse zu richten, ich habe damit nichts zu tun." Nur wenige Stunden nachdem die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic zum wiederholten Male bekräftigt hatte, von den Geldzuwendungen und Jobangeboten an Gerhard Hirschmann nichts zu wissen, outete sich Klasnic völlig überraschend und bringt damit auch die Bundespartei und einige VP-Landeshauptleute in Bedrängnis.

Ja, sie habe für Hirschmann interveniert, aber nur "Wort gehalten". Sie habe unmittelbar nach Hirschmanns Abgang aus dem Landesenergiekonzern Estag im Frühjahr 2004 versprochen, sich für ihn einzusetzen "und sich um neue Aufgaben und Aufträge umzuhören". Das tat sie in Tirol bei Landeshauptmann Herwig van Staa, bei Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer und weiteren zwölf bis 15 Personen, wie sie in der Presse zitiert wird.

Hirschmann zeigte sich am Dienstag "erfreut". Klasnics Beichte sei ein Eingeständnis, dass man in der ganzen ÖVP versucht habe, ihn von der Politik fern zu halten.

Die SPÖ reagierte auf die neuen Entwicklungen mit der Forderung eines sofortigen Rücktritts Klasnics. Landesrat Kurt Flecker sagte, Klasnic bleibe nun "nichts mehr anderes übrig, als abschließend alle Fakten auf den Tisch zu legen, alle Namen zu nennen und ihr Amt zur Verfügung zu stellen". Die Grünen sprachen von "Lügen und Scheckbuchpolitik". Die Wähler seien "wochenlang belogen worden". Nach wie vor sei offen, sagte Grünen-Chefin Ingrid Lechner-Sonnek, wer Hirschmanns "angeblich private Geldgeber waren".

In der ÖVP herrschte am Dienstag Funkstille, die Betroffenen versuchten nervös zurückzurudern. VP-Generalsekretär Reinhold Lopatka schloss für seine Bundespartei aus, dass für Hirschmann interveniert wurde. Klasnic hatte behauptet, sie habe für Hirschmann auf Bundes-, Parlaments und Landesebene vorgefühlt.

Während Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer Interventionsanrufe Klasnics bei ihm bestätigte, distanzierte sich der Tiroler Landeshauptmann van Staa. Obwohl Klasnic bestätigt hatte, unter anderem bei van Staa um ein Betätigungsfeld für Hirschmann angefragt zu haben, stellt dies van Staa jetzt in Abrede. Nicht Klasnic, sondern Hirschmann sei an ihn mit der Frage herangetreten, wie es sei, wenn man eine eigene Kandidatur vorbereite. Er habe Hirschmann damals von einer Kandidatur dringend abgeraten. Er hätte Hirschmann an die Tiwag verwiesen und Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer gesagt, dass eine "Anfrage Hirschmanns" kommen könnte. Klasnic habe bei ihm nie interveniert. (mue, hs/ER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.9.2005)