"Sind Gesten zwecks Unterstreichung des verbalen Ausflusses auch ein Fall für Ihr Wörterbuch?", fragt Frau Dr. U. S. in einem E-Mail an. Nun, üblicherweise nicht, aber in diesem Fall mache ich doch gerne einmal eine Ausnahme: "Wenn Menschen im Gespräch andeuten wollen, Sie meinen etwas ironisch oder sarkastisch, winkeln sie neuerdings die Unterarme an, recken sie in Kopfhöhe und deuten, in hamsterpfötchenähnlicher Gebärde mit gekrümmtem Zeige- und Mittelfinger an einer imaginären Wand kratzend, ein symbolisches Anführungszeichen an. Stellt derartiges Verhalten eine Verbeugung vor der Gebärdensprache der Gehörlosen oder bloß eine willkommene Möglichkeit dar, sich ein bisschen kindisch in der Öffentlichkeit zu benehmen? Schon gesehen bei einer eleganten Dame mittleren Alters, im Lehmann am Graben, leider noch nicht bei Politikern." Das ist schön beschrieben, auch wenn ich bezweifle, dass die zur Diskussion stehende Gebärde wirklich so neu ist, wie Frau Dr. S. meint. Ich erinnere mich an einen alten Germanistikprofessor in Innsbruck, der seine Zitate schon vor mehr als zwei Dezennien durch beharrliches An-der-Wand-Kratzen eröffnete bzw. schloss. Es wäre aber natürlich durchaus möglich, dass das gekratzte Anführungszeichen erst heute so richtig breitenwirksam wird.