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Aus zwei voneinander unabhängigen Quellen erfahre ich, dass ein Korbflechter auf der Freyung, einem Platz im ersten Wiener Gemeindebezirk, auf einem Stück Pappkarton einen besonderen Service anbietet: „Wir entwackeln Ihren Stuhl“. Das Wort „entwackeln“ gibt es dabei eigentlich gar nicht: Im achtbändigen großen Duden klafft zwischen „entwachsen“ und „entwaffnen“ eine Lücke, und auch das vermaledeite Word-Rechtschreibprogramm zeichnet mir jedes Mal eine hässliche rote Korrekturlinie in diesen Text, sobald ich „entwackeln“ schreibe.

Wohl aber gibt es im Internet ein paar Hundert Belegstellen zum „Entwackeln“: Das Wort wird als Gegensatzbegriff zum „Verwackeln“ beim Fotografieren verwendet, etwa für Software, die verspricht, verwackelte Bilder in einen gebrauchsfähigen Zustand umzuwandeln. Wenn Sie mich fragen: Ich finde das von unseren Lexikografen so stiefmütterlich behandelte „entwackeln“ eine prima Wortschöpfung, auch dann, wenn sie sich auf einen Reparaturservice für wackelige Stühle bezieht.

Wenn man die Dienstleistung des Entwackelns mit anderen Worten anpreisen wollte, würde es sofort schrecklich umstandskrämerisch: „Wir sägen die Beine Ihrer Stühle auf gleiche Höhe zusammen, damit sie nicht mehr wackeln“. Auf der Freyung ist eine sprachliche Lücke erspürt und elegant geschlossen worden. Perfekt. Wenn doch alles im Leben so einfach wäre. (Danke an Ch. & A. Z. sowie an A. aus der STANDARD-Redaktion für den Tipp).