In seiner beruflichen Haupteigenschaft als außenpolitischer Redakteur des "STANDARD" zieht sich Ihr Chronist tagtäglich ausländische Zeitungen rein, und das nicht zu knapp. Bei dieser Tätigkeit stößt er dann regelmäßig auch auf putzige Namen wie zum Beispiel jenen "Alfred Güsenbauer", von dessen Wahlsieg "Le Monde" vor kurzem zu berichten wusste.
Dass es sich um keinen Verschreiber handelte, wurde daraus ersichtlich, dass Herr Güsenbauer in dem betreffenden Artikel gleich dreimal namentlich erwähnt wurde (einmal sogar in einer dicken, fetten Schlagzeile). Im selben Artikel wurde auch der Name des noch amtierenden Bundeskanzlers erwähnt, und wer, wie ich angenommen hätte, dass der "Wolfgang Schussel" heißt, der irrt. Nix da: Wolfgang Schüssel. So ist der Franzose halt: Mal schreibt er falsch, mal schreibt er richtig, immer bereit zu einem unberechenbaren Umlaut-Schabernack, wenn es um einen deutschen Namen geht.
Von Leuten, die sich in Italien auskennen, habe ich mir sagen lassen, dass auch der Italiener zu dieser kleinen Marotte neigt und gerne Wörter wie "Mozartkügel" oder ähnliches schreibt. Wer sich allerdings über die französischen oder italienischen Umlautjongleure lustig machen will, sollte zuerst einmal seine eigene orthografische Meisterschaft beweisen und die Namen des polnischen Premierministers oder des neuen UN-Generalsekretärs astrein und fehlerlos buchstabieren. Dann reden wir weiter.
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