Die Installation "The Welfare Show" des Künstlerduos Elmgreen & Dragset in der Bawag Foundation 2005.

Foto: Bawag Foundation
Ich sage den p. t. Lesern nichts Neues, wenn ich ihnen sage, dass die Ordnungsvorstellungen der Menschen beträchtlich von einander abweichen. Auf der einen Ende der Skala: Meister (Meisterin) Proper. Kein Fussel auf dem Fußboden, jedes Ding an seinem Platz, die Bücher im Bord den Farben nach angeordnet (hellgelb ganz links, dunkelblau ganz rechts). Eine saubere Sache!

Am anderen Ende der Skala: Der Messie. Angeblich soll er, der vom englischen "mess" (Unordnung, Chaos) Abgeleitete, seit Mitte der 80er Jahre auch unter uns Deutschsprachigen weilen. Den auslautenden I-Laut teilt er mit anderen Persönlichkeiten, die aus dem Rahmen des Üblichen fallen: Dem Spasti, dem Hirni, dem Drinnie, dem Kreischie oder dem Knacki. Hervorstechendes Charaktermerkmal des Messies ist sein Hang zum Unaufgeräumten: Ein Beispiel: Während der Normalo diese Prospekte in den kleinen Plastiksäckchen, die er tagaus tagein an seinem Türknauf findet, ohne mit der Wimper zu zucken blitzartig in den Müll entsorgt, würde das der Messie niemals übers Herz bringen. In seiner Wohnung stapelt und staut es sich, ein Plastiksäckchen liegt über dem anderen, und manchmal kommt dann auch noch eine Schmutzkomponente hinzu, die das ganze Malheur keineswegs erfreulicher macht. Wenn es bei Messies zuhause definitiv ausschaut wie bei Hurrikans unterm Sofa, hilft nur noch der Besuch beim Psychologen oder in der Selbsthilfegruppe.

In einem psychologischen Fachwerk habe ich unlängst gelesen, das im englischen Sprachraum übliche Äquivalent zum Messie sei der "Hoardie" oder der "Ratpacker", allerdings konnte ich dies durch eine kleine Internetrecherche nicht verifizieren. Vielleicht liest mir ja jemand aus England, den USA oder Australien über die Schulter und kann dazu Auskunft geben.