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Swami Ramdev, Yoga-Guru

Foto: REUTERS/Jayanta Shaw

Im "Kurier" bin ich auf die Aussage eines steirischen Sektenbeauftragten gestoßen, welcher meinte, in einer bestimmten Organisation eindeutig "sektoide Strukturen" erkennen zu können. Beim Wort "sektoid", "sektenartig", haben wir es mit einer kreativen Verwendung des Suffixes -oid zu tun, welches vom griechischen "eidos" (Art, Gestalt, Aussehen, Form) herstammt und bedeutet, dass ein Ding oder eine Handlung ebenso beschaffen sei wie ein anderes. An gängigen Zusammensetzungen mit -oid herrscht kein Mangel: Ein Asteroid ist ein Gebilde, das wie ein Stern geformt ist, kristalloid ist etwas, was einem Kristall ähnelt. In den 60er und 70er Jahren, als die Jugend stark auf die Entlarvung geistiger Überbleibsel aus der Nazi-Ära fokussiert war, war das Wort faschistoid in aller Munde. Was aussieht wie Mehltau (Oidium monilioides), ist logischerweise oidioid, und wer sich nach Art der niedrigen Stände benimmt, der benimmt sich proletoid.

Wie ich im "Jargon File", dem Wörterbuch der Computersprache nachgelesen habe, steht dieses nützliche Suffix auch bei den Hackern hoch im Kurs, wobei das –oid oftmals eine leicht abwertende Note bekommt und zum Beispiel zur Bezeichnung eines Möchtegerns verwendet wird: So ist ein "Nerdoid" jemand, der gerne ein Nerd, also ein Super-Durchblicker am Computer wäre, es aber leider aus Mangel an Talent oder Qualifikation nicht schafft. Dank der ungebrochenen Produktivkraft des Suffixes -oid ließen sich gewiss noch viele andere putzige neue Wörtlein fabrizieren. Möglicherweise gelüstet es ja den einen oder anderen Leser, die deutsche Sprache um ein paar charmantoide Neologismen zu bereichern.