An dieser Stelle wieder einmal ein ganz ungegenwärtiger, weil weit in die Historie zurück reichender Beitrag. Vor ein paar Wochen habe ich mit dem Eintrag "Magno cum gaudio" eine größere Postinglawine losgetreten – was mir nicht nur die subtile Bildung und gewaltige Raffinesse meiner Leser vor Augen geführt, sondern mich auch mächtig dazu motiviert hat, ihnen noch einmal lateinisch zu kommen. Oder wenigstens halblateinisch: Der 1944 in Melbourne verstorbene österreichische Sprachforscher und Sigmund-Freud-Schüler A. J. Storfer widmet in seinem wunderbaren Buch "Im Dickicht der Sprache" (erstmals 1937 in Wien erschienen, zuletzt im Jahr 2000 im Berliner Vorwerk-8-Verlag neu aufgelegt) ein Kapitel der "Sprachmengerei".

Darin setzt sich Storfer mit "der sprachlichen Methode (auseinander), deutschen Wörtern lateinische oder griechische Endungen anzuhängen" – einer Methode, deren sich der Volkswitz stets gerne bedient habe: Ganze Dichtungen wurden auf diese Art und Weise zu Papier gebracht, und die Literaturwissenschaft erfand für das Phänomen den Begriff der "makkaronischen Poesie" oder kurz des "Makkaroni". Storfer berichtet von einer Reihe hübscher makkaronischer Wortbildungen, die in der Studentensprache en vogue waren, wie zum Beispiel Paukant, Prellant, Mogelant, Bummelant, schnabulieren, dorfatim, gassatim (daraus mundartlich gassatigehen = nachts durch die Straßen bummeln, Unfug treiben, Mädchen nachsteigen), trinkabel, schleunibus, Verschwindibus, Futteralien, Fressalien, Schielax, Faulax, Wichtikus, Schwachmatikus und andere mehr. 

Und ich zitiere weiter aus Storfer: "Im Trinkrecht (jus potandi) gibt es Paragraphen wie: qui bibit ex neigis, ex frischibus incipit idem, wer zur Neige trinkt, fängt von frischem an. 1772 veröffentlicht der Deutsch-Franzose J. Doucement eine ,Lustitudo studentica’. Es gibt ganze Balladen und Epen im studentischen Makkaroni. Da kommen Stellen vor wie: sterni leuchtunt, oder monus scheinet ab himmlo, oder nachtwaechteri veniunt cum spiessibus atque laternis, oder schlaxiut jam zwelfius ura. Auch Börries von Münchhausen verschmähte nicht zu dichten: totschlago vos sofortissime, nisi vos benehmitis bene."

So wie ich meine Leser kenne, glaube ich, dass jetzt der einer oder die andere versucht sein könnte, sich ebenfalls im Makkaronischen zu erproben.