Kenia zählt zu den bedeutendsten Fundstätten für „Vorfahren des modernen Menschen“. Archäologen gehen davon aus, dass Homo habilis und Homo erectus vor 2,6 Millionen Jahren in Kenia lebten.

Fossile Funde im Nationalarchiv in Nairobi

Kuschitischsprachige Völker aus Nordafrika kommen ungefähr 2000 v. Chr. ins Gebiet des heutigen Kenias, im Verlauf des ersten Jahrtausends n. Chr. Nilotisch- und Bantusprachige Völker.

Ab dem 7. Jahrhundert knüpfen arabische und persische Händler Handelskontakte mit der ostafrikanischen Küste, einige von ihnen lassen sich dort nieder. Die arabischen Staaten beziehen vor allem Holz, Elfenbein, Gold und Sklaven aus Ostafrika.

An der Küste entsteht eine Kette von Handelsstädten, die eng mit der arabischen Welt verbunden ist und von dort den Islam übernimmt. Die Städte an der Küste erleben um rund 1300 ihre Blütezeit: Moscheen und prächtige Häuser der örtlichen Eliten werden errichtet. Einige Städte prägen auch ihre eigenen Münzen. Die wichtigsten Zentren sind Malindi und Mombasa. Ausdruck der afrikanisch-arabische Mischkultur ist die gemeinsame Sprache Kiswahili (von arabisch sawahil, "Küsten"), eine Bantusprache mit zahlreichen arabischen Lehnwörtern, die zunächst mit arabischen Buchstaben geschrieben wird.

Moschee in Mombasa

Ab dem 15. Jahrhundert besiedeln Bantuvölker von Nordwesten und von Süden her das Gebiet des heutigen Kenias, darunter die Kikuyu. Sie siedeln sich vor allem in den fruchtbaren Gebieten im zentralen Hochland an.

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1498 umrundet der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama das Kap der Guten Hoffnung und öffnet den Portugiesen damit den Seeweg nach Indien. Im folgenden Jahrhundert beherrscht Portugal den Handel im indischen Ozean, die arabische Vorherrschaft an der Küste wird eingeschränkt, 1593/98 errichten die Portugiesen Fort Jesus in Mombasa. 1728 wird die Festung von Oman zurück erobert.

Ein Modell der "Sao Gabriel",des Flaggschiffs von Vasco da Gama

Ab 1861 nimmt der Einfluss der europäischen Mächte in Ostafrika zu. 1886/90 Deutschland und Großbritannien stecken ihre Einflussgebiete in Ostafrika ab. Kenia liegt in der britischen Einflusssphäre, Großbritannien ist dort zunächst durch die britische Handelsgesellschaft "Imperial British East Africa Company" vertreten.

Unterstützt von europäischen Missionaren, Abenteurern und Forschern errichtet sie Handelszonen entlang der afro-arabischen Karawanenrouten. Abhängig von Nahrungslieferungen aus den umliegenden Gebieten sowie von einheimischen Trägern und Übersetzern kommt es zu brutalen Raubzügen gegen Einheimische, die sich weigern, die Europäer zu unterstützen.

Wegen finanzieller Schwierigkeiten der Handelsgesellschaft ruft 1895 die britische Regierung das Protektorat Britisch-Ostafrika aus, 1902 erschließt die Eisenbahn von Mombasa zum Victoriasee das Hinterland Kenias. Mit ihr kommen auch die ersten europäischen und südafrikanischen Siedler ins Land. 1908 verkündet Großbritannien den sogenannten „Pax britannica“, der das Ende des Kampfes gegen widerspenstige Bevölkerungsgruppen bezeichnet. Dieser "Friede" kostet tausenden Einheimischen das Leben.

Kaffeeplantage in Kenia

Ab 1900 kommt es vor allem im fruchtbaren Hochland zu umfangreichen Enteignungen zugunsten britischer und südafrikanischer Farmer. Diese sind auf afrikanische Arbeitskräfte angewiesen. 1902 werden Steuern eingeführt. Sie sollen sicherstellen, dass die einheimische Bevölkerung auf Lohnarbeit angewiesen ist und dadurch als Arbeiter zur Verfügung stehen. Den Afrikanern werden ferner eigene und abgegrenzte Gebiete zugeordnet, die sogenannten reserves.

1915 wird Landbesitz im Hochland durch das Kronlandgesetz ausschließlich für Weiße reserviert. Dort wird vorwiegend Kaffee und Tee abgebaut oder Milchwirtschaft betrieben. Zu diesem Zeitpunkt leben bereits an die 9.000 weiße Siedler in Kenia. 1919 erhalten sie eine politische Vertretung in der Kolonie, den Legislativrat. Außerdem wird ein Programm zur Ansiedlung demobilisierter britischer Soldaten in Kenia aufgelegt. Weitere Landenteignungen folgen. Für afrikanische Arbeiter wird einen Arbeitspaß (kipande) eingeführt, mit dem das Arbeitskräfteangebot in der Kolonie kontrolliert werden soll. 1920 wird das Protektorat zur Kronkolonie Kenia.

Antikolonialer Widerstand

Der afrikanische Beamte Harry Thuku gründet 1921 die erste nationale politische Organisation, die East African Association (EAA). Sie organisiert vor allem gebildete Kenianer in Nairobi und Umgebung und stört durch Forderungen wie die Rückgabe von Land und Lohnerhöhungen die Kolonialmacht. Als die EAA 1922 verboten und Harry Thuku ins Gefängnis gebracht wird, kommt es zu tagelangen Protesten in Nairobi; bei einer Demonstration werden über 20 Menschen erschossen.

Auf die EAA folgt 1924 die Kikuyu Central Association (KCA), die sich vor allem der Benachteiligung der Kikuyu in der Landfrage annimmt. 1928 wird der spätere Präsident Jomo Kenyatta Generalsekretär der KCA, 1940 wird sie verboten.

Archivbild von Jomo Kenyatta, 1962

Die Große Depression der 1930er Jahre trifft vor allem die kapitalintensiven Betriebe der weißen Siedler; die Konflikte um die Nutzung des Landes verschärfen sich. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten der afrikanischen Bauern werden zunehmend eingeschränkt. Zunehmende Proteste und Landflucht in urbane Zentren sind die Folge.

1944 wird Eliud Mathu erster afrikanischer Vertreter im Legislativrat. Zu seiner Unterstützung und zur Vertretung afrikanischer Interessen wird die Kenya African Union (KAU) gegründet. 1947 wird Jomo Kenyatta ihr Präsident, 1950 übernehmen Gewerkschafter aus Nairobi die Führung. Sie tragen zur Radikalisierung der KAU bei und organisieren von Nairobi aus zunehmend militanten Widerstand in Form von Raub, Sabotage, Überfällen und Streiks.

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1952 ruft der britische Gouverneur Sir Evelyn Baring den Ausnahmezustand aus, der antikoloniale Widerstand wird zur offenen Rebellion. Der Aufstand der „Mau Mau“ richtet sich einerseits gegen die britische Landpolitik, andererseits auch gegen die Loyalisten, welche die Briten im Kampf gegen die "Mau Mau" unterstützen. Die Rebellion findet 1956 durch die Festnahme und Hinrichtung des "Mau Mau"-Generals Dedan Kimathi allmählich ihr Ende.

"Mau Mau"- Kämpfer

1960 wird die Kenya African National Union (KANU) gegründet, die für die Unabhängigkeit Kenias eintritt. Jomo Kenyatta wird ihr Präsident. Die KANU tritt für einen starken Staat ein und findet vorwiegend unter den beiden größten Ethnien des Landes, den Kikuyu und den Luo, ihre Anhänger. Die oppositionelle Kenya African Democratic Union (KADU) propagiert Föderalismus und Dezentralisierung und besteht aus Vertretern der kleineren Ethnien. In London finden Verhandlungen über die Unabhängigkeit Kenias statt.

Unabhängigkeitsfeier in Nairobi, 2005

Am 12. Dezember 1963 wird Kenia politisch unabhängig, Jomo Kenyatta der erste Präsident. Der Küstenstreifen, einst Teil Sansibars, wird endgültig kenianisches Staatsgebiet.

Nach Kenyattas Tod 1978 folgt Vizepräsident Daniel arap Moi als Präsident. Dieser wird in den 80er und 90er Jahren wegen ethischer Säuberungen und gewaltsamen Vorgehens gegen Oppositionelle und Intellektuelle von Menschenrechtsorganisationen heftig kritisiert.

Präsident Daniel Arap Moi

Nachdem Moi im Dezember 2002 laut Verfassung nicht mehr zur Wahl antreten darf, folgt nach den Wahlen sein Vizepräsident Mwai Kibaki mit seiner Koalition "New African Rainbow Coalition" (NARC) als Staatsoberhaupt.

Doch auch Kibaki und seine Regierung sind umstritten, NARC wird von der Bevölkerung umgedichtet zu: Nothing (H)As Really Changed. 2005 erreicht die Unzufriedenheit der Bevölkerung durch die Diskussion um eine neue Verfassung ihren Höhepunkt. Sie soll den Kampf gegen Amtsmissbrauch und Korruption vorantreiben, Vollmachten des Präsidenten sollen jedoch unangetastet bleiben.

Präsident Mwai Kibaki bei einer Ansprache 2006

Im Sommer kommt es zu Massendemonstrationen und Tränengaseinsätzen der Polizei gegen die Protestierenden. Auch Minister der Kibaki-Regierung schließen sich den Gegnern der Verfassung an. Bei einem Referendum im Herbst 2005 stimmen 58,5 Prozent gegen die geplante Verfassung.

Am 27. Dezember 2007 wird ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt. (hag/derStandard.at, 21.12.2007)