Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da bedeutete das Wort "Legende" "1.) Heiligenerzählung 2.) weit zurückliegendes, nicht mehr nachweisbares historisches Ereignis 3) erläuternder Text zu Abbildungen oder Landkarten oder 4) Inschrift auf Münzen oder Siegeln." (Wahrig, Die deutsche Rechtschreibung). In der Diktion der Gegenwart meint "Legende", hinten an ein anderes Nomen geheftet, dass hier von irgendwem besonders Bekannten die Rede sei, wie zum Beispiel von der Wiener Türsteher-Legende Conny de Beauclair, der über Jahre hinweg die Pforten des U 4 (für Ortunkundige: eine Wiener Kultdisco) gehütet hat.

Wes’ Blick für diese Art von Legende geschärft ist, der wird, bei der Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften, auf Legende über Legende stoßen: Iceberg Slim, die schwarze amerikanische Zuhälter-Legende! John Travolta, die 70er-Jahre-Discotänzer-Legende! Sonic, the Hegdehog und Super-Mario, die Videospiel-Legenden! Zdenek Blaha, die Dudelsacklegende des Tschechischen Rundfunks! Und ich wette ja mein Grimmsches Wörterbuch gegen die letzte Ausgabe von "Madonna", dass auch den p.t. Lesern noch jede Menge derartiger Legendenstoff einfällt. (Christoph Winder, derStandard.at/Kultur, 09.10.2007)