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Tag der Rübe! Tag der Rübe!

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Aus der Zeitung habe ich erfahren, dass jedes Jahr am zweiten Freitag im November der "Tag des Apfels" begangen wird. Laut Auskunft der Website von "Opst", der "Obst Partner Steiermark GmbH" sollen "zahlreiche Aktionen rund um die knackigen Vitaminspender die Menschen für eine ausgewogene und gesunde Ernährung sensibilisieren."

Selbst ein Liebhaber von knackigen Äpfeln, wäre ich der letzte, der den österreichischen Apfelbauern ihren Feiertag missgönnen würde.

Tage haben ja die bemerkenswerte Eigenschaft, dass man ihnen hinten lediglich einen kleinen Genitiv ankleben muss, um sie schnurstracks in ein Gedenk-Event oder in einen kostengünstigen Werbeträger umzuwandeln: Es gibt staatstragende Tage wie den "Tag der deutschen Einheit" oder den "Tag der Fahne" (der später durch den österreichischen Staatsfeiertag abgelöst wurde), es gibt den "Tag der Chancengleichheit" und einen "Tag der Forschungszentren", aber auch den "Tag der Birne", den "Tag des Baumes", ja selbst den Hinweis auf einen "Tag der Rübe" habe ich im Internet gefunden ("Auf dem Gut Gieshügel bei Würzburg wurde bei bester Witterung im Rahmen der Mainfrankentour vom Bayerischen Hörfunk am 13. Oktober 2004 ein ,Tag der Rübe’ abgehalten").

Manchmal frage ich mich allerdings, wem eigentlich auf welcher Grundlage das Recht zusteht, kurzerhand Tage auszurufen. Ich möchte die p.t. Leser dazu ermuntern, sich mutig ihrer eigenen Tagesausrufungskompetenz zu besinnen und mitzuteilen, welche Tage uns noch unbedingt zu unserem Seelenheil fehlen, und wann man sie tunlichst begehen sollte. (Christoph Winder, derStandard.at/13.11.2006)