Ich weiß nicht mehr wo, ich weiß nicht mehr wann, aber mein Gedächtnis meldet mir, dass ich unlängst wieder einmal bei der Zeitungslektüre über das Wort "Verseitenblickung" gestolpert bin. Es handelt sich dabei um ein Wortbildungsmuster, das anno 2007 schwer im Schwange ist.

Man nehme die Vorsilbe Ver-, füge einen Eigennamen hinzu (ein Eigenname ist "Seitenblicke" im gegenständlichen Fall, weil nicht irgendwelche nicht näher spezifizierten Seitenblicke gemeint sind, sondern die bekannte TV-Sendung), schließlich hänge man flugs die Nachsilbe –ung hinten dran, und schon hat man einen flotten neuen Begriff, der eine Hinentwicklung in Richtung jener Eigenschaften andeutet, mit der der Träger des betreffenden Eigennamen gemeinhin assoziiert wird.

Von der "Verlugnerung" der heimischen Sitten war heuer häufig die Rede; Michael Fleischhacker sprach anlässlich der Nobelpreisvergabe an Al Gore von der "Verheinzfischerung" der Welt, was meinen Kollegen Günter Traxler wiederum zur Vermutung veranlasste, der Presse-Chefredakteur laboriere "am Frust darüber, dass die Verfleischhackerung Österreichs, die in der Erkenntnis besteht, das Land zerfalle in eine Masse von Trotteln und einen, der es ihnen allwöchentlich enthüllt, nicht von der Stelle kommen will."

Dieses hübsche Spiel könnte man natürlich weitertreiben und sich etwa fragen, was denn mit einer Vergusenbauerung, einer Vermoltererung, einer Vergeorgebushung, einer Verwrabetzung oder ähnlichem mehr gemeint sein könnte. (Christoph Winder, derStandard.at/11.12.2007)