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Foto: AP Photo/The News & Observer, Travis Long

Herr O. L. schreibt mir: "Sehr geehrter Herr Winder! In der Gastro-Kritik eines bekannten Wiener Restaurantkritikers entdeckte ich folgenden Satz: 'Schweinshaxelragout (...) ist nicht nur eine mutige Vorspeise, sie bringt die Freude am Schlabber, der diese Extremität nun mal ausmacht, (...) auf den Teller'. Es war das Wort 'der Schlabber', das mich stutzig machte und sofort an eine den Wassernapf eifrig bearbeitende Hundezunge denken ließ. Nun neigen heutzutage etliche Gastrokritiker zu einer floralen (in diesem Fall eher faunanahen) Sprache, da wäre es interessant, ob Sie oder Ihre Leser resp. Leserinnen bereits ähnlichen Wortkuriosa in diesem Umfeld begegnet sind."

Herzlichen Dank für die Zusendung, die Frage leite ich gerne an die Leser weiter. Was ich dazu recherchieren konnte: Dem "Österreichischen Wörterbuch" ist der Schlabber (und auch das Schlabbern) gänzlich unbekannt. Der Duden hingegen kennt nur eine feminine Schlabber-Variante: "Die Schlabber" ist ein landschaftlicher, oft abwertender Ausdruck mit der Bedeutung "Mundwerk". Beispielsätze: "Ihre Schlabber steht nie still" (sie redet ununterbrochen) bzw. "Halt endlich die Schlabber!" (was man im Wienerischen wohl mit "Hoids zsamm" oder "Hoid die Goschn" übersetzen würden). Es gibt weiters einige Komposita, die sich von einer Bedeutung des Wortes "schlabberig" ("weich, schmiegsam und daher locker fallend") herleiten: Schlabberjacke, Schlabberkleid, Schlabberlook. "Der Schlabber" ist allerdings nirgendwo vermerkt und womöglich eine Eigenkreation des erwähnten Gastrokritikers (den der Chronisten im übrigen kennt und schätzt.) Wie auch immer: Ich empfinde den Schlabber kraft seiner lautmalerischen Qualität als durchaus charmant - und ich lade die p.t. Leser herzlich dazu ein, selbst ein paar Assoziationen zum Schlabbern zum Besten geben.