Manchmal wünsche ich mir ja, es gäbe ein kleines handliches Wort-Meß-Gerät, das dem Volk aufs Maul schaut und mir am Ende eines beliebigen Tages verrät, wie oft zum Beispiel heute in Österreich "Arschgeweih", "Russenluster" oder "Zetteln" gesagt wurde. Ein solches Gerät gibt es nicht und wird es nie geben, aber ich wette meinen nächsten Urlaubszuschuss darauf, dass das Wort "Funkloch" heute im zwischenmenschlichen Verkehr zehntausend Mal so häufig gebraucht wird wie vor zwanzig Jahren.

Der Grund dafür ist sonnenklar: Damals gab es noch kein Handy, und die An- oder Abwesenheit von Funklöchern wurde allenfalls von Piloten, Funkern und ähnlich qualifiziertem Personal bemerkt. Heute, wo so gut wie jede und jeder mit einem Handy ausgestattet ist, wird natürlich auch das Funkloch wesentlich häufiger wahrgenommen und zum Thema gemacht. Ich bin mir unlängst nach einer Fahrt auf der U-Bahnlinie U 4 gewahr geworden, dass ich das Wort "Funkloch" in einem Zeitraum von zehn Minuten mindestens viermal verwendet habe ("Ich war in einem Funkloch", "Ich glaub’, ich komm in ein Funkloch", "das war jetzt noch ein Funkloch", "Diese Scheiß-Funklöcher" etc.), während ich mir andererseits ziemlich sicher bin, dass mir das Wort "Funkloch" bis zu meinem dreißigsten Geburtstag höchstens drei- bis fünfmal über die Lippen gekommen ist (sofern ich es denn überhaupt in meinem aktiven Vokabular geführt habe). So ändern sich die Zeiten, auch sprachlich! Die p. t. Leser aber bitte ich, mir etwaige eigene Assoziationen zum "Funkloch" mitzuteilen oder aber auch allgemeinere Bemerkungen zum Thema "Handyvokabular" in dieses Wörterbuch zu posten. (Christoph Winder, derStandard.at/29.04.2008)