Aus den Spalten der "Zeit" hat dem Leser in der vergangenen Woche das Wort "Fettlebe" entgegengelacht, und zwar in einem Artikel, in dem von der luxuriösen Lebensführung mancher Regierungsmitglieder im südafrikanischen Pretoria berichtet wurde. Dass dem Chronisten persönlich die "Fettlebe" unbekannt war, führt er darauf zurück, dass dieses Wort laut Duden "landschaftlich" verwendet wird, offenkundig aber in Landschaften, in denen er noch wenig zu tun hatte. "Fettlebe" bedeutet soviel wie "üppiges Leben, Wohlleben", und ich erlaube mir hier den kleinen Kalauer, dass die Fettlebe oft nicht nur sprachlich um Haaresbreite von der Fettleber entfernt sein dürfte. Bemerkenswert an der Fettlebe ist ferner, dass das Wohlleben mit fettem Essen gleichgesetzt wird – in Wahrheit dürften sich die oberen Zehntausend heutzutage weit weniger fett ernähren als die armen Leut’. Im Britischen/Amerikanischen heißt es übrigens von einem (Politiker), der ordentlich absahnt, "he rides the gravy train", d.h. er fährt mit dem "Soßenzug", während im Französischen durch Korruption erworbene Begünstigungen und Schmiergelder "pots-de-vin" sind, also "Weintöpfe". So hat offenkundig jede Nation ihre eigene Vorstellungen davon, was das wirklich Annehmliche im Leben der höheren Stände sein soll.