Im einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung wurde dem Leser vor ein paar Tagen die Frage gestellt, ob Barack Obama "politisches Urgestein genug" sei, um einen guten demokratischen Präsidentschaftskandidaten abzugeben. Nun, wenn Sie mich fragen, hat Obama gerade deswegen gute Chancen, weil er kein politisches "Urgestein" ist, sondern eher das Gegenteil davon, nämlich ein relativer Newcomer.

An diese kleine Betrachtung lässt sich die generellere Frage knüpfen, was einen Politiker überhaupt zum "Urgestein" (der Begriff ist selbst ein Urgestein von einer Polit-Metapher) macht, und wem in der österreichischen Parteienlandschaft zweifelsfrei Urgesteinscharakter zukommt. Ist Gusenbauer ein Urgestein? Molterer? Van Staa? Strache? Ist die Länge der politischen Karriere der einzige Parameter, die darüber entscheidet, ob jemand zum Urgestein geworden ist oder nicht? Oder bedarf es zusätzlich verwitterter Gesichtszüge und eines polternden Naturells? Wird der Übergang vom Politicus simplex zum Urgestein in geheimen Parteisitzungen feierlich begangen ("Ich ernenne Dich hiermit zum ÖVP-Urgestein")? Und ist der Titel "Urgestein" lediglich auf Damen und Herren aus der politischen Kaste anwendbar, oder gibt es auch Urgesteins-Künstler, Urgesteins-Schauspieler, Urgesteins-Models, Urgesteins-Fußballer? Möglicherweise haben ja die p.t. Leser ein paar Antworten oder weitere Urgesteins-Beispiele parat.