Venedig - Im Prozess um die Verseuchung der Lagune von Venedig durch die petrochemische Industrie von Porto Marghera sind nun alle 28 angeklagten Manager des Chemiekonzerns freigesprochen worden. Die Manager des Mailänder Chemieriesen Montedison waren von den Staatsanwälten der fahrlässigen Tötung von 157 Chemiearbeitern beschuldigt worden, die angeblich wegen der von der Industrie produzierten Giftstoffe an Krebs gestorben sind. Weitere 103 Personen sollen erkrankt sein. Der italienische Staat hatte eine Rekord-Entschädigung von umgerechnet 500 Milliarden Schilling gefordert. 20 Jahre lang seien Dioxin und andere Giftstoffe in die Lagune geleitet und damit ein Umweltdesaster angerichtet worden, hatte ein Vertreter der Regierung die hohe Forderung begründet. Die Staatsanwälte hatten für die Manager des Konzerns Strafen bis zu zwölf Jahre Haft beantragt. Enorme Schäden Die Natur sei teils irreparabel zerstört, Luft und Wasser seien vergiftet worden, hieß es. Auch eine Gefährdung der Menschen durch belasteten Fisch und Muscheln sei in Kauf genommen worden, hatten die Staatsanwälte während des Prozesses betont, der Anfang 1998 in Mestre bei Venedig begonnen hatte. Nach der Lesung des Urteils kam es zu Tumulten im Gerichtssaal. Mitglieder von Anti-Globalisierungs-Bewegungen, die sich für die Verurteilung der Angeklagten eingesetzt hatten, riefen Schimpfwörter gegen die Richter und wurden aus dem Saal gezerrt. Auch die Rechtsanwälte der mutmaßlichen Opfer des Chemiekonzerns erklärten sich entrüstet. "Die Großindustrie hat wieder einmal gesiegt. Der Arbeiter hat keinerlei Schutz. Das Gericht hat nicht zugeben wollen, dass es eine direkte Verbindung zwischen der vom Unternehmen produzierten Giftstoffe und die Todesfälle", sagte deren Anwalt Eugenio Vassallo. (APA)