Wochenlang hatte man gestritten, nun war es so weit: Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich am Dienstagabend vor ausgewählten Vertretern des EU-Parlaments zu dem Skandal rund um Cambridge Analytica und weiteren Privacy-Fragen rund um Facebook geäußert. Der konkrete Ablauf diese Zusammenkommens dürfte aber nicht gerade dazu geeignet sein, das Vertrauen von EU-Vertretern in den Konzern zu stärken.

Nach einem einleitenden Statement von Zuckerberg folgte eine gute Stunde an durchaus wohldurchdachten und zum Teil auch scharf formulierten Fragen der Vertreter des EU-Parlaments. Doch anstatt einzeln auf diese einzugehen, beantwortete Zuckerberg lieber von ihm ausgewählte Themenkomplexe in Bausch und Bogen. Nach rund 15 Minuten High-Speed-Vortrag war es denn auch – sehr zur Verwunderung der Anwesenden – schon wieder vorbei. Zuckerberg sicherte aber zu, dass man "auf die Detailfragen zurückkommen werde", eine Formulierung, die er auch schon bei der Anhörung vor dem US-Kongress immer wieder verwendet hatte und die sich bis dato als leeres Versprechen herausgestellt hat. Auch sonst lieferte sein Auftritt keine wirklich substanziellen neuen Informationen außer eventuell jene, dass er harte Fragen nicht so gern mag.

Vorgeschichte

Der Konzern hatte eingeräumt, dass Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern unerlaubt bei dem britischen Unternehmen Cambridge Analytica gelandet waren. Die Firma habe sie primär genutzt, um personalisierte Wahlwerbung für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump zu erstellen, und soll so maßgeblich an dessen Sieg beteiligt gewesen sein. In Europa sollen davon 2,7 Millionen Menschen betroffen gewesen sein.

Kritik

Zuckerberg hatte ursprünglich seinen Stellvertreter Joel Kaplan schicken wollen, änderte aber nach Druck des EU-Parlaments seine Entscheidung. Außerdem hätte das Treffen hinter verschlossenen Türen stattfinden sollen, was aber im Parlament und in der EU-Kommission auf Kritik gestoßen war. Der Facebook-Chef gab schließlich kurzfristig nach.

Zuckerbergs Hearing findet nur kurze Zeit vor dem Inkrafttreten der europäischen Datenschutzgrundverordnung statt. Der Milliardär stellte sich bereits im April den Fragen des US-Kongresses. Dort machte er einen guten Eindruck, nicht zuletzt aufgrund vieler eher unqualifizierter Fragen der Senatoren. (red, 22.5.2018)

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