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Das Risiko einer Ansteckung durch Fledermäuse steigt besonders in Süd- und Mittelamerika, aber auch in den USA und Australien.

Foto: APA/MA 22

Wie - Auf der beliebten Urlaubsinsel Bali hat sich seit September 2008 die Tollwut ausgebreitet. Berichten zufolge sind bisher 40 Menschen nach Hundebissen an Tollwut gestorben, monatlich sind derzeit bis zu 1.500 Hundebisse zu versorgen.

Laut Tropenzentrum im SMZ-Süd in Wien ist die lebensrettende Therapie (mehrere Impfungen nach dem Biss eines tollwutverdächtigen Tieres) in Bali nicht mehr erhältlich, weshalb allen Touristen dringend zur vorbeugenden Impfung geraten wird. Auch das Außenministerium warnt vor der Tollwutgefahr auf Bali und rät, den Kontakt mit frei laufenden Hunden und Katzen zu vermeiden und sich vorbeugend impfen zu lassen.

Seit 2009 häufen sich auch in Israel Tollwutfälle bei Tieren (meist Hunde), infizierte Schakale haben in nur einer Nacht neun Menschen gebissen. Im Amazonasgebiet (Peru, Brasilien, Venezuela) kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Tollwut-Todesfällen durch infizierte Vampirfledermäuse, allein in Peru starben mehr als 20 Personen nach Fledermausbissen, erst im Jänner 2010 meldeten die Gesundheitsbehörden erneute Todesfälle von sieben Kindern.

Tollwutgefahr allgegenwärtig

Die WHO bezeichnet Tollwut als vernachlässigte Krankheit, die durch Impfung zu verhindern wäre, und sieht ein wachsendes Problem für die öffentliche Gesundheit. Denn ist die Krankheit, die das zentrale Nervensystem befällt, einmal ausgebrochen, endet sie immer tödlich. In mehr als 100 Ländern der Erde ist Tollwut vertreten, besonders betroffen sind Asien, Afrika und Lateinamerika.

Die Krankheitsübertragung erfolgt durch Kontakt mit dem Speichel eines infizierten Tieres, etwa durch Bisse oder Kratzer, aber auch ablecken verletzter Hautstellen kann ausreichend sein.Die wichtigsten Überträger des Tollwutvirus sind Hunde, aber auch Füchse, Katzen, Kojoten, Waschbären, Stinktiere und andere Säugetiere. Das Risiko einer Ansteckung durch Fledermäuse steigt stetig, besonders in Süd- und Mittelamerika, aber auch in den USA und Australien. Vereinzelte Tollwut-Todesfälle bei Menschen infolge Fledermausbissen wurden auch in Europa und Russland gemeldet.

Gemäß WHO sterben weltweit pro Jahr etwa 60.000 Menschen an Tollwut, 30.000 davon allein in Indien und ca. 6.000 in China. Die Dunkelziffer wird jedoch weit höher eingeschätzt, was sich aus den jährlich über 14 Millionen verabreichten Therapien nach tollwutverdächtigen Hundebissen schließen lässt.10 Eine rechtzeitige reisemedizinische Beratung über das individuelle Risiko und Vorbeugungsmöglichkeiten 4-5 Wochen vor der Abreise ist dringend empfohlen.

Österreich seit 2008 tollwutfrei

Der letzte Tollwut-Todesfall in Österreich betraf einen 23-jährigen Steirer, der in Marokko von einem Hund gebissen wurde und im September 2004 in Graz verstarb. Am 28. September 2008 (dem 2. Welt-Tollwuttag) wurde Österreich von der WHO für tollwutfrei erklärt. Dieser Erfolg konnte durch konsequente und landesweite Bekämpfungs- und Überwachungsprogramme seit 1991 erreicht werden. Heute werden Impfköder für Füchse nur noch im grenznahen Gebiet in Ost- und Südösterreich ausgelegt bzw. per Flugzeug abgeworfen, die Überwachung von Wild- und Haustieren durch die AGES erfolgt weiterhin landesweit.11 Infektionen durch Fledermäuse können nicht ausgeschlossen werden, da zu wenige tote Tiere eingesendet werden.

Unsere Nachbarländer Tschechien, Schweiz und Italien gelten als tollwutfrei (d.h. seit ≥ 2 Jahren kein Virusnachweis). Deutschland, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien melden dagegen zahlreiche Tollwutfälle bei Wild- und Haustieren und Fledermäusen. Menschen im südöstlichen Grenzgebiet Österreichs sollten daher vorsichtig sein. Der Österreichische Impfplan 2010 warnt vor Hundeimporten aus Endemiegebieten und empfiehlt eine Tollwutimpfung für Reisende (bei erhöhter Gefährdung durch Reiseziel und -art) und beruflich gefährdete Personen (z.B. Tierärzte und deren Mitarbeiter, Veterinärstudenten, Jäger, Förster, Tierpräparatoren, Tierpfleger, Tierhändler, Personal der Seuchenhygiene und in einschlägigen Labors, Fledermaus- und Höhlenforscher).

Maßnahmen bei Tollwutverdacht 

Schon beim geringsten Verdacht auf Tollwut ist eine sofortige, 15-minütige Reinigung und Desinfektion der Wunde oder Kontaktstelle mit Wasser, Seife und Alkohol oder Jod empfohlen. Danach ist unverzüglich ärztliche Hilfe aufzusuchen, damit gegebenenfalls innerhalb von 24 Stunden die richtige Behandlung eingeleitet werden kann. Je näher die Verletzung am Kopf ist und je mehr Virusmenge übertragen wurde, desto weniger Zeit bleibt dafür. Sobald erste Krankheitssymptome auftreten, ist keine Therapie mehr möglich und der Tod unausweichlich.

In den Industriestaaten konnten Tollwut-Todesfälle durch rasche nachträgliche Impfungen vor Krankheitsausbruch die Tollwut drastisch reduziert werden. Doch in vielen anderen, vor allem ärmeren Ländern ist die Situation wesentlich schwieriger, da diese relativ teure medizinische Intervention gar nicht, nicht rasch genug oder in minderwertiger Qualität verfügbar ist. In Österreich ist diese sogenannte "postexpositionelle Tollwutbehandlung" dzt. an 28 vom Gesundheitsministerium dafür benannten Impfstellen kostenlos möglich, die im Internet aufgelistet sind. Eine vorbeugende Impfung ist allerdings beruhigender und auch günstiger. (red)