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Das Prämenstruelle Syndrom wird durch die Ovulation aktiviert.

Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) ist nicht nur Frauensache. Diesen Schluss hat die britische Psychologin Aimee Aubeeluck 2004 aus dem Ergebnis einer Studie gezogen. Demnach leiden Männer angeblich genauso häufig unter Symptomen, die mit dem Menstruationszyklus der Frau in Verbindung gebracht werden. Aubeelucks Interpretationen dazu fanden bei Frauen allerdings wenig Zustimmung, hegte sie doch Zweifel darüber, ob das PMS überhaupt existiert und die Symptome nicht irrtümlich mit dem Ovarialzyklus der Frau in Zusammenhang gebracht werden. 

„Ich kann das prämenstruelle Syndrom Männern nicht zuordnen", betont die Purkersdorfer Gynäkologin Inge Frech, die berufsbedingt nur vom weiblichen Geschlecht mit den typischen Beschwerden konfrontiert wird. Was trotz dieser einseitigen Betrachtung gegen Aubeelucks Theorie spricht, ist schnell erklärt: „Das PMS wird durch die Ovulation aktiviert", so Frech und nimmt Mann damit per se die Berechtigung für das Phänomen. 

Gut, die Symptome sind, abgesehen von Spannungsschmerzen in der Brust, nicht von vornherein der Frau zuzuordnen. Auch Mann kämpft dann und wann mit Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen oder Antriebslosigkeit. Jedoch verlaufen diese nicht nach einem monatlich zyklischen Muster. „Manche Frauen schildern sehr genau, dass die Symptome mit dem Eisprung beginnen und mit dem Einsetzen der Blutung schlagartig aufhören", berichtet Frech vom klassischen Verlauf des prämenstruellen Syndroms. Unterstützender Beweis für die Ovulationstheorie: Mädchen vor der Menarche und Frauen nach der Menopause kennen das prämenstruelle Syndrom nicht.

Multifaktorielles Geschehen

Die Ursachenforschung ist damit allerdings längst nicht am Ende. Wissenschaftler sind seit Jahren darum bemüht die „Krankheit" zu erklären und eine ganze Reihe von Auslösern kommen mittlerweile in Betracht: Ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron, eine Rezeptorschwäche der körpereigenen Hormone, Erhöhung anderer Hormone wie Prolaktin oder Androgene, ein veränderter Serotoninstoffwechsel oder ein Magnesium- und Vitaminmangel finden in der Literatur am häufigsten ihre Erwähnung. Darüber hinaus werden auch Übergewicht, Depressionen und familiäre Häufung mit dem Syndrom assoziiert. Nachweise für einzelne Kausalfaktoren wurden bis dato nicht erbracht und die Quintessenz bleibt deshalb eine Vermutung: Das Zusammenwirken verschiedener interner wie externer Faktoren trägt zur Entstehung des PMS bei. 

Fakt ist jedoch: Das prämenstruelle Syndrom ist keine Einbildung und das, obwohl die beschriebenen Symptome rein subjektiver Natur, ergo nicht messbar sind. „Fast alle Frauen spüren vor dem Blutungsbeginn eine Veränderung", erzählt die Purkersdorfer Frauenärztin und Psychotherapeutin. Die Symptomatik und ihre Intensität variiert dabei mitunter beträchtlich und Krankheitswert bekommt das PMS erst dann, wenn sich Frau in ihrem Alltag beeinträchtigt fühlt. „Um eine gesicherte Diagnose zu stellen müssen die Symptome zumindest über einen Zeitraum von drei Zyklen beobachtbar sein", so Frech. Ein PMS-Tagebuch kann dabei hilfreich sein, das über mehrere Monate geführt, Zusammenhänge mit dem Zyklusverlauf dokumentiert.

Phytopharmaka und Kontrazeptiva

Die Behandlung erfolgt individuell und beschränkt sich nach einer ausführlichen psychosozialen Beratung auf Lifestylemodifikation und die Einnahme verschiedener Naturheilmittel und Spurenelemente. Am besten erforscht ist der Mönchspfeffer. Das Phytopharmakon hilft vor allem gegen Spannungsgefühle in den Brüsten, indem es den Prolactinspiegel im Blut reduziert. Alternativ führen auch Traubensilberkerze, Tigerlilie und Frauenwurzel zu einer Besserung der Beschwerden. Kalzium, Magnesium und Vitamin B-Präparate reduzieren ebenfalls körperliche, wie psychische Symptome. Stellt sich mit dieser „sanften" Medikation kein Erfolg ein, kann ein hormonelles Kontrazeptivum die Symptome durch Unterdrückung der Ovulation lindern. 

Ist das PMS besonders ausgeprägt oder erreicht sogar das Ausmaß eines PMDD (Premenstrual Dysphoric Disorder), dann besitzen Antidepressiva zyklisch verabreicht einen positiven Einfluss auf den veränderten Serotoninstoffwechsel. 

„Entscheidend ist, dass Frauen die Zusammenhänge ihrer Beschwerden mit dem Menstruationszyklus selbst erkennen und verstehen", ergänzt Frech abschließend und betont dass bereits das Wissen darüber den Umgang mit den Symptomen erleichtert. (derStandard.at, 2010)