Wien/Frankfurt am Main   - Wer sich in das Werk des chinesischen Literaturnobelpreisträgers Mo Yan einlesen möchte, kann auf bisher fünf auf Deutsch übersetzte Titel zurückgreifen (Die Inhaltsangaben entsprechen den Klappentexten). Im Frühjahr 2013 erscheint zudem der Roman "Wa" ("Frösche") im Hanser Verlag.

Der Unionsverlag Zürich verzeichnet bereits eine große Nachfrage und druckt die Titel nach. "Der gesamte Bestand in unseren Lagern war in einer halben Stunde weg", sagte Verleger Lucien Leitess am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse: "Wir haben sofort mit unserer Druckerei Kontakt aufgenommen, sie macht eine Wochenendschicht, und am Montag wird die Neuauflage an die Buchhandlungen geschickt."  Der 1975 gegründete Unionsverlag Zürich hat vier Titel des neuen Nobelpreisträgers im Programm, die Auflagen umfassten bislang einige tausend Stück. In welcher Auflage letztlich nachgedruckt wird, wollte Leitess nicht beziffern: "Der Nobelpreis bringt immer eine Explosion".

 "Der Überdruss" (Unionsverlag, 2012)

Der Roman beschreibt die letzten 50 Jahre der stürmischen Geschichte Chinas. Laut Klappentext beginnt Mo Yans Roman am 1. Jänner 1950 in der Hölle. Kurz zuvor ist durch Mao Tsetungs Landreformbewegung die traditionelle Ordnung des ländlichen China abgeschafft worden. Zwei Jahre lang hat Fürst Yama, der Herrscher der Unterwelt, den Grundbesitzer Ximen Nao jeder möglichen Folter unterworfen, um ihn zu zwingen, die Anklagepunkte zu akzeptieren, die zu dessen Hinrichtung durch die Kleinbauern führten. Aber Ximen Nao beteuert hartnäckig seine Unschuld. Widerwillig lenkt Yama schließlich ein und erlaubt Ximen, auf die Erde zu seinem früheren Besitz im verarmten Shandong zurückzukehren. Aber als dieser dort ankommt, findet er zu seiner Enttäuschung heraus, dass er nicht als Mann wiedergeboren wurde, sondern als Esel. Mit den Augen des Tieres verfolgt er nun das Schicksal seiner früheren Familie, seiner Freunde, Rivalen und Feinde. Weitere Wiedergeburten lassen ihn zu einem Stier, einem Schwein, einem Hund und einem Affen werden und schließlich zu einem Jungen mit großem Kopf, der ein verblüffendes Gedächtnis und ein Talent für Sprachen hat. Aus dem Chinesischen von Martina Hasse. (ISBN 3-293-20588-7)

"Die Schnapsstadt" (Unionsverlag, 2012)

Gerüchte besagen, dass in einer entlegenen Provinz Chinas dekadente Parteikader, die nach der Wirtschaftswende zu Reichtum gekommen sind, kleine Kinder nach allen Regeln der Kochkunst zubereiten lassen. Sonderermittler Ding Gou'er wird in die "Schnapsstadt" entsandt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch kaum hat Ding den Fall aufgegriffen, sieht er sich konfrontiert mit einer wahnhaften Welt, die von Aberglaube und Korruption, von Anmaßung und Gier beherrscht wird. Aus dem Chinesischen von Peter Weber-Schäfer. (ISBN 3-293-20563-1)

"Die Knoblauchrevolte" (Unionsverlag 2009)

Die Bauern des nordöstlichen Gaomi erwarten die alljährliche Knoblauchernte - doch zum Verkauf der Knollen kommt es nicht. Die Gemeinde weigert sich, den Knoblauch wie üblich abzunehmen: Es gibt einfach zu viel in diesem Jahr. Statt des würzig-herben Dufts legt sich erstickender Modergeruch über die Dörfer. Die unwirtschaftlichen und schlicht falschen Planungen der Behörden bedrohen die Existenz der Bevölkerung. In ihrer unbändigen Wut revoltieren die Bauern gegen die erbarmungslose und korrupte Bürokratie - mit dramatischen Folgen... Aus dem Chinesischen von Andreas Donath. (ISBN 3-293-20454-6 )

"Das rote Kornfeld" (Unionsverlag, 2007)

Die endlosen Felder sind der Glanz und der Reichtum des chinesischen Dorfes Gaomi. In mächtigen roten Wellen erstrecken sie sich bis zum Horizont. Rot sind auch die Vorhänge der Sänfte, in der die schöne Dai Fenglian zu ihrem zukünftigen Ehemann Shan getragen wird. Aber als der Sänftenträger Yu Zhan'ao und Dai Fenglian sich sehen, entbrennen sie in Liebe zueinander. Als opulente Familiensaga zeichnet der Roman das Schicksal eines Dorfes vor dem Hintergrund des chinesisch-japanischen Krieges nach. Vierzig Jahre später erinnert sich der Enkel an den süßen Duft des frisch gebrannten Schnapses und an die vielen Geschichten und losen Scherze. Die Geister seiner Vorfahren fordern ihn auf, die Tradition des Dorfes und seiner Familie fortzuführen, Vergangenheit und Gegenwart zu versöhnen. Die Verfilmung des Romans von Zhang Yimou wurde 1988 mit dem Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele ausgezeichnet und für den Oscar nominiert. (ISBN 3-293-20383-3)

"Die Sandelholzstrafe" (Suhrkamp Insel, 2009)

In seinem großen historischen Epos inszeniert Mo Yan eine farbenprächtige Pekingoper aus der deutschen Kolonialgeschichte seines Heimatlands. Vor der Kulisse einer untergehenden Epoche treten fünf Figuren auf die Bühne der Geschichte und kämpfen für das, was sie bewahren wollen, und für die, die sie lieben. Viel Neues geschieht im China des Jahres 1899: Von überall her drängen fremde Menschen in das zuvor verschlossene Reich. Sie bringen etwa die Eisenbahn, die bei der Provinzstadt Gaomi über die Gräber der Ahnen verlaufen soll. Vieles geht aber auch zu Ende in diesen letzten Tagen des Jahrhunderts: Das Kaiserreich liegt in Agonie, ebenso wie Sun Bing, der Opernsänger und Anführer des Aufstands gegen die Trasse und deren Erbauer. Um seinen Ungehorsam zu ahnden, bündelt die Staatsmacht all ihre Kräfte und verordnet ein letztes Mal die Sandelholzstrafe, die grausamste und zugleich kunstvollste der überkommenen Foltermethoden. Leib und Leben nicht allein des Opfers, sondern auch seiner Tochter, ihres Ehemanns, ja selbst des Henkers und des Richters stehen mit diesem Urteilsspruch auf dem Richtplatz der Geschichte. In einem der bedeutendsten chinesischen Romane der jüngsten Zeit spielt Mo Yan das Spiel der Masken, Perspektiven und Kontraste. Aus dem Chinesischen von Karin Betz. (ISBN 978-3-89502-272-2)   (APA, 11.10.2012)