Wien/Kuala Lumpur - Die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) veröffentlicht Daten der bislang größten internationalen Studie zu Kindern, die gleichzeitig mit Tuberkulose (TB) und HIV infiziert sind. Die Ergebnisse zeigen, dass verbesserte Diagnosemöglichkeiten für Kinder dringend benötigt werden.

Im Rahmen der Studie, die auf der 43. Weltkonferenz zu Lungengesundheit in Kuala Lumpur vorgestellt wurde, wurden über einen Zeitraum von drei Jahren von 2.451 Kindern mit Tuberkulose in 13 Projekten von Ärzte ohne Grenzen in sechs Ländern Daten erhoben. Nur 6,4 Prozent der TB-Fälle konnten mit der mikroskopischen Sputum-Untersuchung, der heute am häufigsten verwendeten diagnostischen Methode, Tuberkulose nachgewiesen werden.

"Wenn man bei weniger als einem von zehn Kindern Tuberkulose erkennt, kann man davon ausgehen, dass viele Kinder durch den Raster fallen, weil die Krankheit einfach nicht diagnostiziert wird. Dies führt zu unnötigen Todesfällen und der Ansteckung von Anderen" sagte Philipp du Cros, Tuberkulose-Experte bei Ärzte ohne Grenzen. "Das Bezeichnende bei dieser traurigen Realität ist, dass es bis vergangenen Monat, kaum Daten zur globalen Ausbreitung von Tuberkulose bei Kindern gab."

Neue Tuberkulose-Tests

Diese Erkennungsrate ist so niedrig, da Kinder oft nur eine geringe Konzentration von Bakterien im Hustenauswurf (Sputum) haben und bei Ihnen TB häufig außerhalb der Lunge auftritt. Zusätzlich ist die Gewinnung von Sputum-Proben bei Kindern sehr schwierig: "Ärzte und Krankenschwestern sind gezwungen, invasive und schmerzvolle Maßnahmen anzuwenden, wie beispielsweise das Einleiten von Dampf in die Lungen, um sie zum Abhusten von Sputum zu bringen, oder Absaugen von Sputum aus dem Magen", sagt Martina Casenghi, Spezialistin für Tuberkulose-Diagnostik von Ärzte ohne Grenzen. "

"Speziell für Kinder besteht dringender Forschungsbedarf, was die Entwicklung neuer Tuberkulosetests betrifft, die nicht auf der Analyse von Sputum beruhen, sondern auf Proben, die leichter entnommen werden können, wie etwa Blut, Urin oder Stuhl," sagt Reinhard Dörflinger, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Österreich. (red, 15.11.2012)