Mannheim - Im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung gelang es, aus Stammzellen Zellverbände für den Herzmuskel herzustellen. Ihre Verwendbarkeit wird gegenwärtig in Tierversuchen getestet, die Forscher rechnen aber damit, dass vielleicht schon in fünf Jahren Studien an Menschen beginnen können. Bis zu einem klinischen Einsatz wird es voraussichtlich noch mindestens zehn Jahre dauern.

Bei der Zelltherapie werden so genannte induzierte pluripotente Stammzellen aus Haut- oder anderen reifen Zellen rückprogrammiert und in den anpassungsfähigen Zustand einer Stammzelle versetzt: Es soll also aus der Hautzelle eine Stammzelle und daraus eine Herzmuskelzelle entstehen. Die Hoffnung ist, dass man aus diesen Zellen ein Gewebe herstellen kann, das man auf den zerstörten Teil des Herzmuskels aufbringt und das dann den Muskel bei seiner Pumparbeit unterstützt. "Der Vorteil wäre, dass man das Herzgewebe im Labor machen kann und daher die potentiellen Risiken von Stammzellen, zum Beispiel Tumorentstehung, kontrollierbar sind", sagt Kardiologe Gerd Hasenfuss.

Bei einem Herzinfarkt sterben Herzmuskelzellen infolge von Minderdurchblutung ab und können vom Körper nicht nachgebildet werden. Therapien, die Herzmuskelzellen wieder nachwachsen lassen, werden dringend gesucht. Schon seit langem im Gespräch und Gegenstand zahlreicher Studien sind Stammzellen, die etwa dafür sorgen dass Blutzellen das ganze Leben lang vom Körper gebildet werden können. Gewebe wie das Herz oder das zentrale Nervensystem besitzen diese Fähigkeit zur Regeneration allerdings nicht.

Die Idee der Stammzelltherapie bestand zunächst darin, Blut-Stammzellen dazu zu bringen, sich in Herzmuskelzellen zu verwandeln. Allerdings wurden frühe Hoffnungen enttäuscht. Hasenfuss: "Es wird nicht so schnell gehen wie ursprünglich geplant, ich bin aber immer noch optimistisch. Wir gehen davon aus, dass die Zelltherapie in der Lage sein wird, nach einem Herzinfarkt das kranke Herzen zu stärken und zu einer Regeneration des Herzmuskels zu führen". (red, derStandard.at, 4.4.2013)