Sebastian Kurz vor den Dächern von Singapur.

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Singapur - Auswanderer wollen nach Singapur. Der Stadtstaat ist das Ziel Nummer eins für Migranten, das belegt eine Analyse des US-amerikanischen Gallup-Instituts aus dem Jahr 2010. Über fünf Millionen Menschen leben in der Stadt, trotz der rückläufigen Geburtenrate hat sich die Zahl der Einwohner in den vergangenen dreißig Jahren verdoppelt.

Jeder dritte Einwohner ist Ausländer. Und die Regierung verfolgt eine strikte Politik, um Einwanderer aus den unterschiedlichen Ländern und Kulturen zu integrieren - egal, ob im Wohnungsmarkt oder bei der Bildungspolitik.

Österreichs Einwanderungspolitik habe bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht: Es brauche Konzepte, und die Idee der gesteuerten Zuwanderung wie in Singapur sei interessant, befindet Österreichs Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz. Er besuchte daher den Stadtstaat mit Kabinettsmitarbeitern und Journalisten.

"Es ist zumindest ein spannender Gedanke, einen Staat wie ein Unternehmen zu führen", sagt Kurz. "Als Firma mit sozialen Aufgaben." Was Österreich ähnlich machen könnte: Singapur wirbt im Ausland gezielt um hochqualifizierte Arbeitnehmer. Allerdings wird das streng gehandhabt: Ist der Arbeitsplatz weg, muss das Land verlassen werden. Ein Banker hat nach Jobverlust 14 Tage Zeit, um das Land zu verlassen. Haushaltshilfen müssen Schwangerschaftstests durchführen. Ist er positiv, muss ausgereist werden.

Die Regierung achtet streng darauf, dass sich die Bevölkerungsstruktur nicht zugunsten einer ethnischen Gruppe verschiebt. Um eine Ghettobildung zu vermeiden, wird jede soziale Wohnsiedlung nach einem ethnischen Schlüssel aufgeteilt: 72 Prozent Chinesen, 14 Prozent Malaien, acht Prozent Inder. Zieht ein Chinese aus, kommt ein neuer nach.

Kurz sieht darin einen "Lenkungseffekt, den sozialer Wohnbau haben sollte und muss". Auch der starken Durchmischung schon in der Grundschule kann Kurz etwas abgewinnen, der den Besuch eine Volksschule auf seinem Besuchsprogramm hatte. Außerdem traf er Minister und religiöse Führer zu Gesprächen.

Kurz will nun in Österreich neue Regelungen vorantreiben, um vor allem hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland ins Land zu holen. Die Reise erfolgte auf eine Einladung des Integrationsstaatssekretariats. (Saskia Jungnikl, DER STANDARD, 1.6.2013)